Montag, 19. Januar 2009

Palermo Shooting/Nichts als Gespenster/Lulu und Jimi

Arthouseopa Wim Wenders lässt in Palermo Shooting doch tatsächlich Softrockergöre Campino durch kühlblaue Bilder marschieren. Ausgebrannt und vor dem Tod flüchtend geht's dem Artisten seelisch schlecht und wir müssen uns nun von ihm zwei Stunden lang existenzialistisches Gebrabbel vorheulen lassen. Der Mann steckt in der mid-life-crisis und das muss man dem Film lassen, in seiner bedeutungsschweren Leere findet er da irgendwie die richtigen, gedämpften Bilder. Aber dennoch, eine wahre Tortur, vor allem auch, weil diese küntlerische Selbstsuche vor italienischer Kulisse zum elitären Schmalz verkommt. Am Ende trifft Schmalspur-Schauspieler Campino den Tod (Dennis Hopper) und Wenders macht, was jeder anspruchsvolle Regisseur gerne mal inszenieren würde: Eine Konversation seines Künstlers mit dem Ewigen. Bringt in dieser stummen Welt aber nicht mehr viel, die Schwerenot hat bereits alles erdrückt.

Echt deutsches Befindlichkeitskino, bitterkalt, scheußlich bedrückend und schwermütig wie ein NS-Melodram ist Martin Gypkens Nichts als Gespenster. In diversen Kurzgeschichten prätendiert diese ihre Lockerheit und Filigranität nur behauptende Jugend-Mär einen wortkargen Symbolismus, als ob jede Sommerbrise schon ein Kunstwerk wäre. Den blauen Frabfilter gleich mitgedacht. Sowas wird heutzutage gern gesehen und ist wahrscheinlich tatsächlich so etwas wie "junges deutsches Kino" der nächsten Generation. Die vollkommene Leere im getrübten Bild lässt sich anscheinend besser aushalten als dem modernen europäischen treiben gar nichts entgegenzusetzen zu haben. Und so werden die Prototypen der 30+ Generation in labile Geschichtchen verpflanzt, auf das die Bedeutungsschwere nur so zu sprießen vermag. Gestenkino, Blicke und ein Seufzen. Aber wo ist das Herz?

Oskar Roehler ist bekannt für sein exorbitantes Schwelgen im Emotionalen, auf das dieses schon in schlingensiefsche Verrücktheit transzendiert. Lulu und Jimi ist sein neues Werk - diesmal dezidiert auf positiven Gefühlen gegründet - und zeigt den Ausbruch eines schwarz-weißen Pärchens aus dem engen Deutschland der 60er Jahre im Aufblühen des Rock'n'Roll. Immerhin entgeht er hier der verlogenen Dramaumgestaltung seiner vorausgegangenen Filme zum gradwandernden Mumpitz zwischen Zynismus und deutschen Komödientum. Stattdessen wirkt sein Halb-Musical fast entfesselt freigeistig, wenngleich wie im Zwischenreich einer Daily Soap und eines stilistisch angedeuteten Gesellschaftsausbruchs versumpfend.

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