Mittwoch, 3. September 2008

Schläfer

Benjamin Heisenberg, Deutschland 2005
Das Feuilleton überschlug sich geradezu mit Lobpreisungen des achso leisen Films, der ja so gar nicht seinem Genre (Psychothriller, Untersorte: Intrige) entsprach, sondern einen persönlichen Konflikt angesichts einer angespannten, politischen Situation im Hintergrundrauschen bebilderte. Ein deutscher Durchschnitt (Bastian Trost) wird dabei vom Geheimdienst auf einen algerischen Mitarbeiter (Mehdi Nebbou) angesetzt. Obwohl sich der "integere" Typ sich zunächst weigert sorgen aufkommender Neid und eine komplizierte Dreieckskonstellation mit einer Frau für ein Umdenken.

Heisenberg filmt seine Figuren in langen, kühlen Einstellungen in langen, kahlen Gebäuden. Der depressive Grundton dominiert den gesamten Film und verleiht ihm schnell die gewünschte Atmosphäre zwischen "Besonderem" und "Realismus". Ob dabei gerade die verstockten Darsteller ihr Zutun bewusst oder unfreiwillig ins Werk bringen, ist nicht ganz zu orten. Der Witz allein bleibt, wie hier das Politische mit dem Privaten verbunden wird. Denn eigentlich erzählt SCHLÄFER lediglich die Geschichte einer privaten, kleinen Intrige auf dem Rücken eines bedrückenden Politszenarios. Dass dabei zwischen 9/11-Sicherheits-Hysterie und DDR-Vergangenheit der Knopf beim Rezipienten schnell umgeschaltet werden kann ist mitnichten ein Beweis der Vielseitigkeit des Films, der in seiner Überkonstruktion schnell Gefahr läuft in sich zusammenzubrechen. Das eigentliche Thema - Sicherheitsbedürftigkeit vs Datenschutz - findet nicht Erwähnung, und so ergeht sich SCHLÄFER letztlich nur in der Darstellung einer rauen, unwohnlichen Welt. Dafür hätte es nicht dieses Aufhängers bedurft.

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