Gänzlich unperfektionitischer kommt da ein Film wie Heimatkunde daher. Martin Sonneborn - seines Zeichens Ex-Titanic-Chefredakteur streunert einmal rund um Berlin herum an der ehemaligen Grenze entlang und trifft eine Menge Ossis. Entgegen aller Warnungen ("Ossi-Hetze") erreicht der Film nicht einmal ansatzweise die Schärfe und Gnadenlosigkeit des Satire-Magazins, das er 5 Jahre lang betreute. Und das ist auch besser so, denn auf der abstrakten Ebene eines Magazins, dass kommentiert, aber nicht konfrontiert ist solch eine Taktik funktionstüchtig. In einer Filmform, in der die es konkreter wird muss ein zynischer Humanist, der Sonneborn ist, natürlich zurückschrauben. Ein Verrat an den, und ein bloßes Vorführen der Figuren wäre auch zu simpel und ungerechtfertigt. Und so macht Sonneborn aus der mit einfacher Digicam über der Schulter gefilmten Tour das beste, was er aus dem Situativen machen kann - einen nostalgischen Backpacker-Blick mit viel Melancholie. Sonneborn trifft auf einen einsamen Gärtner, der die Schnauze von den Menschen voll hat und nur noch zwischen seinen Pflanzen lebt - zusammen mit seinem Weggefährten, einem Dobermann ("Der ist nicht gefährlich. Ist ja kein Kampfhund oder so."). In einem verlassenen Waldstück trifft er auf einen auf Knien betenden Mann, der "dem Ungläubigen" zunächst wortkarg den Namen seines Gottes verweigert. Nach Anbetung ebenjenes rückt er dann doch damit raus. Sonneborn blickt auf alte Stasi-Urlaubs- und Erholungszentren und Hellersdorfer Plattenbausiedlungen und es kommt so etwas wie Mitleid auf. Nicht für "Ossis" an sich, sondern für ein Deutschland, das angesichts der Ruinen und der kaputten Menschen in ihnen durchaus ein Trauma zu durchleiden hatte. Sonneborns Doku zeigt die Narben, bleibt aber zwischen mildem Sarkasmus und melancholischem Lächeln zurückhaltend und pietätsvoll. Ganz wie bei einem tragischen Schicksal üblich.
Zum Ehrentag des ollen Achternbusch gab es dieser Tage ein paar Spiränzchen von ihm im TV zu bestaunen. Bei ihm ist's wie beim "Neuen Deutschen Film" so generell - wenn sie die Klappe halten, ist's noch am Erträglichsten. In I know the way to the Hofbräuhaus spart man der Worte viel und das tut dem damit zum weitaus weniger hysterischen Stummfilm mutierten Werk sichtlich gut. Eine Mumie wandelt durch München und wer schon mal da war, weiß, dass dies ein ganz stimmiges Bild ergibt. Der Rest ist teils konzentrierte Bildkonstruktion und das ist der Worthülsen-Experimente der Umstürzler in jedem Falle vorzuziehen. Gegenbeispiel hier: Picasso in München. Meine Frage: Wo wäre denn da München? Warum seh ich's nicht?
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