Sonntag, 11. Januar 2009

Mother's Day

Charles Kaufman, USA 1980
Kaufmans hochinteressanter Genrehybrid übt sich im ungezügelten, ungezogenen Tonlagenwechsel wie kaum ein anderer Film Vordergründig ist Mother's Day Backwood-Horror und Slaherfilmchen. 2 muntere Debilos malträtieren gerne mal den urbanen Jungmenschen, der zur Erholung in die Waldgebiete um Chicago tourt. Das Alles vor den funkelnden Augen ihrer hochverehrten Mutter. 3 junge Damen, gerade die Schwelle des Erwachsenwerdens überschritten, verirren sich nun in die Hände dieser Unmenschen. Nach dem "Spiel" mit dem ersten Opfer, welches fließend übergeht in Vergewaltigung und Mord, können sich die anderen beiden Mädels befreien und bereiten den Gegenschlag vor.

Im Kern und unter der Oberfläche ist Mother's Day eine Versuchsanordnung über Adoleszenz und die Überwindung der Grenzen zum Erwachsenwerden. Die bösen Buben sind tatsächlich eigentlich nur sadistische Kinder, die sich gerne auch mal 5 Minuten lang (!) raufen. Entscheidend ist die Beziehung zur Mutter, die ihre beiden Süßherzen an sich binden will, für immer und ewig. Zuckerbrot und Peitsche sind die Methoden, die Peitsche dürfen aber gerne die Bengel ausprobieren an ihrem "Spielzeug". Mutter lässt die Burschen von der Leine, auf dass sie fließig ihren Spiel-, Sex- und Aggressionstrieb ausleben können, um dann geschafft wieder zurückzukehren zur old mama. Damit das alles in gelenkten Bahnen abläuft schaut die Dame des Hauses bei all den Schandtaten zu, gibt Anweisungen und verpackt die Triebabfuhr ihrer Zöglinge in Spielen. Doch halt: Bevor es losgeht bekommt Mutti erstmal noch ein Bussi...

Die Jungs sind auch weiterhin tief in der Pubertät stecken geblieben. Wecken lassen sie sich vom Bebop-Wecker, trainieren ihre Männlichkeit in einer eigens eingerichteten Muckibude und haben überall in der Wohnung latent homosexuelle Poster von durchtrainierten Vorbildern hängen. Die drei Frauen hingegen haben sich aus der Phase einer unbeschwerten Jugend bereits hinaus bewegt. Die Rückkehr zum gemeinsamen "Miteinandersein" wie in früheren Jahren steht im Kontrast zur steckengebliebenen Entwicklung der Mörderfamilie.

Das weibliche Empowerment gerät im Rape and Revenge Streifen zum zentralen Motiv, nachdem die Gebrüder Grimmig niedergemetzelt wurden (Axt in den Hoden ist da eine Selbstverständlichkeit) geht es der Mutter an den Kragen. Da hier eh alles over the top ist, wird diese mit aufblasbaren Gummititten zur Strecken gebracht, während der Mutter-Komplex bei der Mörderin hervorbricht. Und als ob das noch nicht genug des Schabernacks wäre spingt in letzter Sekunde auch noch die Tante (eine Hexe) aus dem Busch.

Kaufmans manchmal etwas schwierig austarierter Schizo ist zwischen dem Gewaltexzess und dem Drama (ja, die Mädel-Figuren werden ganz im Gegensatz zu den fiesen Typen ziemlich ernst genommen) eindeutig auch eine Satire mit gar Slapstick Momenten. Irgendwann zwischendrin gibt es mal eine vollkommen unzusammenhängend hineingeschnittene Szene aus dem High Society Jet Set in Hollywood. Man fragt sich Häh? Irgendwie aber eigentlich auch nicht. Mother's Day fordert dazu auf Spass zu haben. Dem sollte man nachkommen.

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