Sonntag, 25. Mai 2008

White Dog

Samuel Fuller, USA 1982
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Fuller erzählt in seinem fast verschollenen Rassismus-Drama eine höchst simple, aber effektive Geschichte. Eine Frau fährt nachts einen Hund an und nimmt ihn mit zu sich, päppelt ihn wieder auf und lässt ihn zu ihrem Begleiter und Beschützer werden. Nach kurzer Zeit muss sie jedoch feststellen, dass ihr neuer Freund ein "White Dog" - also darauf abgerichtetet ist, Schwarze zu attackieren. Sie gibt ihn in die Hände eines Tierdompteurs, der versucht ihn darauf zu konditionieren, Farbigen wieder Vertrauen entgegen zu bringen.

Fullers Drama ist gradlinig, fast konventionell erzählt. Die Sprengkraft entsteht aus dem Sujet und dem Thema - Rassismus wird offen ausformuliert als unheilbare Krankheit einer Gesellschaft, exemplarisch verdeutlicht am von ihr dressierten, unschuldigen Tier. Der Hund ist unberechenbar und wird nicht umsonst in einer Schule für "wilde Tiere" - zwischen Löwen und anderen Raubtieren - erzogen. Und selbst diese Erziehung muss letztlich scheitern. Der Mensch kann als Raubtier eben auch nicht seine Untugenden "auslöschen" und "wegtrainieren".

Das besondere Gefälle entsteht in Szenen, wie dem Aufeinandertreffen der Frau und des ehemaligen Besitzers des Hundes - keinem kahlen Nazi, sondern einem gebrechlichen Opa, dessen zwei Enkelinnen gerne wieder mit dem Hund spielen würden. Der Rassimus ist so tief in der Gesellschaft verankert, dass eine einfache Gut-Böse Unterscheidung kaum mehr möglich ist. Der liebevolle Familienhund ist gleichzeitig ein wütender Reißer - es kommt nur auf die Umstände an.

Viel zum gelungenen Auftritt des Films trägt Ennio Morricones großartiger Score bei. Er verleiht der einfachen Geschichte einen würdigen und gehaltvollen Rahmen. WHITE DOG war in den USA jahrelang zensiert und ist über diese Ausblendung leider vielfach in Vergessenheit geraten. Criterion arbeitet nun an einer Veröffentlichung auf DVD, bis jetzt bekam der Film auch diese versagt. Gerade deshalb ist der Hinweis auf den Film dringend nötig, ist er doch ein wichtiger Beitrag zu einem Thema, welches Fuller immer wieder in seinen Filmen aufgriff.

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