Mittwoch, 21. Januar 2009

Der Schweigende Stern

Kurt Maezig, DDR/Polen 1960
Bei der Kombination von realsozialistischem Gesellschaftsbild und Science-Fiction muss aufgehorcht werden. In Kurt Maetzigs Der Schweigende Stern geht eine extra-bunt gemischte Crew aus Schwarzen (Angola?), Gelben (China?) und Deutschen (Brinkmann!) auf Expeditionstour zum Jupiter. Siehe da, auch die Amis wollen mit von der Partie sein, zumindest die neue Generation, die dem alten Hiroshima-Sack aus seiner amerikanischen Forschungsstation, der orginal vermutlich ein DDR-Schauspieler mit Nazivergangenheit war, erstmal den Marsch bläst. Während die friedlich-fröhliche Weltengemeinschaft (Ich entdeckte Inder, Araber, Asiaten, Afrikaner - ich glaube die DDR sah einst aus wie ein kleiner Arche Noah Zoo) sich an den Händen fasst und brav zum Abschied winkt, verkriechen sich unseren wacken Recken in ein Lego-Wespennest aus solider Plastik. Nachdem simulierte Riesenpopcörner das Schiff kurzzeitig aus der Bahn werfen, erreichen unsere Helden die Venus. Und was gibt's? Außer einem nuklearen Holocaust? Nicht mehr viel. Kennt ihr noch diese Steckpferde, die früher in der Kinderzeit aus Kastanien zusammengebastelt wurden? Die gibt es auf der Venus auch, allerdings mit Metalllackierung und sie leben und hüpfen herum. Tun aber niemanden was. Gefährlicher ist da schon der schwarz-grün-braune Blob, der wie aus einer übergelaufenen Toilette aus einem dem Turm Pisa zum verwechseln ähnlich sehenden Geschoss über unsere Crew herüber blubbert. Viel mehr sehen die Multikulti-Verkünder allerdings nicht und so wird die Rückreise angetreten, nicht ganz ohne Märtyrer zu hinterlassen. Wieder angekommen auf der Erde fassen sich alle an den Händen und tanzen Ringelpietz im Kreis.

Ich habe den schweigenden Stern erstmals auf der Fusion 08 gesehen, 4 Uhr morgens, beseelt von Alkohol zwischen Schlafenden und Druffies. Ein feines Erlebnis und sicherlich das richtige Ambiente für diese Knallschote von ernstgemeintem Trash. Dennoch übermannte mich ein starkes Schlafgefühl nach 45 Minuten und so holte ich das Werk dieser Tage mal nach. Ich weiß jetzt auch wieder, warum ich einschlief, es waren die Biere wohl (diese Lumpen!) aber auch eine gewisse Stagnation, die unsere realsozialistische Friedensutopie hier versprüht. Ausgerechnet. Na sowas! Niemand hatte die Absicht das zu tun. Da bin ich mir ganz sicher. Aber wenn zum fünften Mal ganz subtil die Hiroshimatragödie herangezogen wird, um klar zu machen, das Frieden doch cooler wär reicht's dann auch. Aber was will man machen, der Kreativität sind im Kollektiv eben auch Grenzen gesetzt. Trotzdem ein netter, dieser Schnuckiputz.

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