Dienstag, 20. Januar 2009

Gran Torino

Clint Eastwood, USA 2008
Das Schöne an Eastwoods Neustem ist wohl, das man mal herzlich lachen kann. Also ganz mit dem Film, nicht unbedingt über ihn (dies auch, aber das ist ja inzwischen fast Standard bei Eastwood). GRAN TORINO würde ich tatsächlich vornehmlich als Komödie einordnen. Die alte, graue Eminenz Hollywoods Clint spielt einen alten, grauen Griesgram und Rassisten (huch!) und auch die Autorität, den Moralwächter seiner Nachbarschaft und Vertreter der alten Werte. Die interkulturellen Schnittpunkte verhandelt sein Film maßgeblich, Eastwood lebt als Witwer im asiatischen Viertel eines Chicagoer Vorortes. Der alte Koreakriegsveteran hat sich das nicht ausgesucht, sondern musste die soziale Umordnung seines Viertels ohnmächtig mitansehen. Jetzt, wo seine Frau gestorben ist, will er seine Ruhe haben doch bekommt diese nicht. Eine Jugendgang terrorisiert seine asiatischen Nachbarn und langsam kommt er der Familie näher. Wie dieses Näherkommen gestaltet ist mag einer der sehr positiven Seiten des Films sein. Zwar vermag die Lo-Fi-Darstellerriege nicht viel auszurichten (mag eventuell am Old-School-Regiestil Eastwoods liegen), aber die Dialoge und Situationen sind durchaus hübsch anzuschauen. Kowalski (ja, so heißt seine Figur tatsächlich) hat eine richtig raue Schale und die beginnt man schnell zu mögen in diesem Meer aus Grummeleien, in tiefen Falten gelegten Stirn und Spuckattacken. Viel Humor funktioniert über die Ebene der Sprache und ich wäre in diesem Zusammenhang doch sehr interessiert zu sehen, wie das die deutsche Syncro transferieren will (der Film dürfte gedubbed gelinde gesagt eine herbe Lächerlichkeit sein).

Trotz der streckenweise authentischen (teilweise auch hanebüchenen) Humoristik allerdings bietet GRAN TORINO auch eine Menge Abgeschmacktes. Das fängt vom abruptem Wechsel zum ernsthaften Moralfilmchen gegen Ende - welches ich ihm damit nicht abnehmen kann - an. Wirklich unschön ist aber Eastwoods Selbstinszenierung zum einen als Vaterersatz in der asiatischen Familie (in dessen Essenz die "family values" und ein "how to be a real man" Diskurs eingelagert sind), zum Anderen als Märtyrer. Eastwood tritt am Ende als sein Schicksal akzeptierender, endlich die Ruhe findender (natürlich macht er zuletzt auch endlich seinen Frieden mit der Kirche) Moralvertreter - und damit auch als Gegenbild etwa zum Dollar-Antihelden oder Dirty Harry - auf. Altersweisheit könnte man es nennen, viel eher aber doch greise Selbstbeweihräucherung, wenn Eastwood hier zum Held im Kampf gegen das per klarer Demarkationslinie bestimmte Böse wird und gleichzeitig seine Schuld gewaltfrei abladen kann. Es kommt in Mode, dass die Stars maßgeblich ihre Projekte vorantreiben, nicht selten als Erlöserfigur. Eastwood als Oldschooler ist da keine Ausnahme.

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