Montag, 16. Juni 2008

Der rote Kakadu

Dominik Graf, Deutschland 2006
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Mit der Aufarbeitung der DDR Geschichte tut sich der deutsche Film bekanntlich pathologisch schwer. Zwischen gut gemeinter Absicht, Ostalgie und einem Nicht-verprellen-wollen des ost- wie westdeutschen Publikums findet sich die Wahrheit für die grellgrauen Komödchen der letzten Jahre. Man kann es sich eigentlich kaum mehr mit ansehen, bei jedem neuen Projekt schwindet das Interesse sich mit dem Stoff überhaupt auseinandersetzen zu wollen. Bei DER ROTE KAKADU nun machte lediglich der Name Dominik Graf aufmerksam. Tatsächlich lohnt sich ein Blick auf das Werk zu werfen. Graf geht die Sache nämlich gänzlich "eigen" an. Wie er selbst sagt, entstand das Projekt im Nebenher, ein fließender Prozess, über einzufangende Luft des Zeitgeistes und sich von selbst ergebende filmische Momente wird da geredet. Nun muss man die Worte eines Filmemachers immer auch kritisch hinterfragen, bei Graf allerdings scheint dies angesichts der offensichtlichen Ehrlichkeit kaum nötig zu sein.

DER ROTE KAKADU erzählt eine wilde, fast wirre Geschichte um eine Dreiecksbeziehung in Dresden kurz vor dem Mauerbau 1961. Rock'n'Roll, eine (noch) Unbeschwertheit und Ähnliches spielen die Hauptrolle im Leben der Studenten. Wie in einem Fiebertraum arbeitet Graf einzelne "Orte" ab. Mal verschlucken die Figuren ganze Sätze, mal zoomt Graf seine Bilder euphorisch durcheinander, dann wieder wild farbige Settings (alles auch immer als Hommage an ein gänzlich anders liegendes Genre, Mario Bava und co zu lesen). Die Dramaturgie holpert damit so dahin, aber wie gesagt, Graf ging es um die "Momente", nicht um eine stringente, runde Story, die womöglich noch eine Moral bereit hält. Stattdessen eine extrem langgezogene Love Story, im Grunde genommen sogar eine ziemlich mutige, weil dem Publikum nicht mehr Beachtung als notwendig geschenkt wird. Graf tut sich im Kontext des "DDR-Geschichte-Aufarbeitungs-Films" wohltuend hervor. Allein, ein Aha-Erlebnis ist DER ROTE KAKADU damit nicht unbedingt geworden. Eher ein ganz seltsamer, ganz eigensinniger Trip.

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