Montag, 12. Mai 2008

Elegy

Isabel Coixet, USA 2008
-------------------------------------------------------------------------------------
Wie ist das eigentlich, wenn eine gestandene Frau einen Altherrenroman verfilmt? Das Experiment war es Lakeshore wert, Isabel Coixet auf Philip Roths Roman "Dying Animal" anzusetzen.

| Für die einen kommt dabei ein seltsamer Knetball aus Hochkultur und Beziehungskitsch heraus. Für die anderen ist es ein Kammerspiel, dass Ben Kingsley und Penelope Cruz tragen. Kingsley spielt einen New Yorker Intelligenzija Professoren, der sein unabhängiges, bindungsfreies Leben genießt. Mit seinem Kumpel, einem Poeten (Dennis Hopper) sinniert man über Hedonismus, junge Dinger, Ehegelübte und nochmals junge Dinger. Penelope Cruz nun verdreht dem gestandenen Herren den Kopf, lässt ihn obsessiv und ihr hörig werden. Glücklichweise verwandelt sie sich daraufhin nicht in eine femme fatale, sondern von hier an beginnt das Beziehungs-Drama seinen Lauf.

ELEGY ist zum Einen ein Film über die Angst vorm Altern. Kingsley sitzt häufig in abgedunkelten Räumen und sinniert im Off über seine Befürchtungen vor den natürlichen Prozessen. Zum Anderen setzt sich der Film mit dem Clash des Zeitgeistes und der hier entstehenden Bildungsproblematiken zwischen Mann und Frau auseinander. Schön ist, wie er den zynischen Hedonismus thematisiert, den die Herren ganz eloquent praktizieren. Weniger schön ist, welche reaktionären Muster sich finden lassen, wenn es darum geht, andere Lebenskonzepte zu diffamieren und als "offensichtlich nicht funktionsfähig" abzuwerten.

Denn ELEGY ist ja eben auch ein Liebesfilm, wenngleich ein tragischer. Über das Suchen und Finden der Liebe handelt er im Kern, am Ende bricht sich das Emotionale hinter dem abgeklärten Zynismus des Intellektuellen seine Bahn. Er muss erkennen: Der Blick auf die Oberflächlichkeiten hat ihn seiner Sensibilität beraubt. Cruz und ihre "Merkmale" - Lippen, Augen, perfekte Haut, perfekte Brust - fungieren als dauerhaftes Symbol dafür für "das Trugbild der Perfektion", was intellektuell inhaltlich immer wieder thematisiert und abgearbeitet wird.

Coixet schafft es immerhin eine gewisse Klebrigkeit des Altherrenromans dem Filmstoff auszutreiben. Als reine Charakterstudie, auch durch die Herausstellung des offenkundigen und lebensfeindlichen Zynismus, legt der Film es auf ein fast verkitschtes Beziehungsdrama an. Zu monolog- und dialoglastig bleibt die Literaturverfilmung und zieht sich ein wenig gegen Ende. Der penetrant blinzelnde Blick auf die Hochkultur, in dem sich ELEGY badet (und die Vorteile auskostet: Beethoven, Bach, Vivaldi - sie alle müssen zur Untermalung der Bedeutungsschwere herhalten), verkünstelt das Sujet nachhaltig. Nichtsdestotrotz ist ELEGY goutierbar, nicht unklug und letztlich ein Kino, das durch 2 Gesichter beseelt wird.

Keine Kommentare: