Donnerstag, 21. September 2006

Wild at Heart

David Lynch, USA 1990
| mit david lynch und mir ist das so eine sache. da gibt es werke, die ich äußerst schätze und die in meine bestenliste gehören (mulholland drive, eraserhead), dann gibt es filme, die ich ganz nett finde (der elefantenmensch, the straight story), sachen die mir irgenwie egal sind (blue velvet, twin peaks) und dann auch diese streifen, die mir regelrecht auf die klöten gehen (dune, lost highway). zu den letzt genannten gehört auch wild at heart. dieses early 90ies produkt habe ich das letzte mal wohl vor vielleicht 8 jahren (also in meiner kindheit) gesehen und habe von daher gedacht, dass sich meine meinung zum film vielleicht inzwischen verändert hätte. eine fehlannahme.

bei wild at heart untergräbt david lynch dasjenige, was seine wirklich starken werke auszeichnet, recht eindeutig sogar mit allerlei, nennen wir es hier mal zusammengefasst "schnickschnack", der dem film gar nicht gut tut. lynch steht bei mir für eine verbindung aus stilvollem understatement, visueller raffinesse und subversiver skurilitätenkabinett-schau. von letzterem lässt sich bei wild at heart so einiges finden - so viel, dass es schon nach kurzer zeit nervtötend wird. aber bei seinen altbekannten absonderlichkeiten allein belässt es lynch leider nicht. statt dessen gibt es eine sehr, sehr hässliche melange aus kitsch und trash, road-movie-pop-oper, gewollter provokation aus sex & crime, überstilisierungen im massenrausch und gekünsteltem lackanstrich, zuckersüß wie bonbon-gelee. klar, dass dies mit begriffen wie stilvoll und understatement nicht unbedingt d'accord geht. eine penetration ins amerikanische kleinhirn - der film macht zumindest den anschein als ob er das gerne wäre, und bei betrachtung des lynchen oevres dürfte das wohl soweit stimmen. dieser unharmonische, merkwürdig unstimmige crusher wirkt über weite strecken wie ein kompletter griff ins klo - von daher schon erstaunlich, das ausgerechnet dieses werk so einige preise abräumen konnte, vor allem die goldene palme in cannes... TV

Mittwoch, 20. September 2006

Lady in the Water

M. Night Shyamalan, USA 2006
| welcher teufel shyamalan geritten hat das konzept für diese inkohärente dämlichkeit von einem film durchdrücken zu wollen würde mich mal interessieren. lady in the water ist ein munteres gewusel aus allerlei versatzstückhaften ideen, die von märchenhaftem ambiente über apokalyptische mysterien, von multikulturellem ensemble-melting pot bis zur fabel über film, von fast melancholischem horrorfilm bis zur innenansicht eines künstlers reichen. da fängt der betrachter schnell an zu staunen, was hier so alles in einem drehbuch verwurschtet wurde. am auffälligsten bei diesem kunterbunten mischmasch ist jedoch vor allem die tatsache, dass dies alles zu keinem zeitpunkt auch nur im ansatz als film funktioniert. so ist lady in the water ungefähr das langweiligste, was ich in diesem jahr zu gesicht bekommen habe. was hier als quirrlige anordnung konstruiert wird, scheint gleichzeitig zu viel und zu wenig des guten.

doch nochmal einen schritt zurück - lady in the water ist zunächst einmal ein genremix aus mystery-thriller, moralischem familienfilm, märchengeschichte und harmlosem horror. unter diesem gemisch aus berechneter genremontur liegt dann ein subtext über film und filmemachen, der irgendwie allzu offensichtlich eingespannt ist, andererseits außer der netten idee an sich nichts zu bieten hat. der schreiber, die story, der kritiker - und mittendrin shyamalan als selbstinszenierer - alles äußerst seltsam unausgereift. die erzählung vernachlässigt für diese konstruktion und für seine stereotypen figuren aus allen erdenklichen kulturkreisen ganz heftigst den mysteryplot, der insgesamt so erbärmlich spannungsarm wirkt. da wird von einer fährte zur nächsten gehumpelt als ob der zuschauer ein naivling ist, der noch nie einen streifen aus dem genre gesehen hätte. überhaupt kam ich mir mehrmals verarscht vor von dem werk - gerade dieses offensichtliche, krampfhafte spiel mit einer auf sich selbst beziehenden plotstruktur wirkte so, als ob der film protzen möchte mit einer klugheit, die er vorgibt zu besitzen.

interessant ist bei der ganzen sache auch das drumherum, denn disney wandte sich von shyamalan ab, gab der idee wohl keine chance und löste gleich ganz den vertrag mit dem eigentlich doch so verehrten regisseur. daraufhin gab ihm warner brothers die möglichkeit, sie werden es wohl schon jetzt bereut haben, nachdem die box-office-zahlen ja recht übel waren. eine komische entwicklung irgendwie, bei the village gab disney noch einmal grünes licht, obwohl mir der film durchaus düsterer und subversiver vorkam - beim harmlosen biederkrimi lady in the water nun ausgerechnet verlässt das studio shyamalan, zu dem der film weitaus besser passen würde... Kino/Cinestar

Montag, 18. September 2006

Apocalypse Now Redux

Francis Ford Coppola, USA 1979
| coppolas vietnam-spektakel hat mich in erster linie erst einmal geschafft - und das nicht unbedingt im positiven sinne. ich habe die redux version, also den angeblichen directors cut gesehen - und einem interview mit kamermann vittorio storaro zufolge, soll die variante ja aus bequemlichkeitsgründen und finanziellem interesse entstanden sein. das erklärt dann eventuell auch meine irritation - denn apocalypse now redux wirkt doch merkwürdig unschlüssig und verheddert sich in seiner narration. der film an sich besteht vornehmlich aus chaotischen szenarien, in eine reihung gebracht, die immer weiter in den wahnsinn steuert, surrealer wird und am ende im kompletten irrsinn kulminiert. nichts mehr mind over matter, hier herrscht nur noch körper über geist, die psyche am ende und die erkenntnis der bösen natur, die dem menschen innewohnt. die heftigen bildgewitter stürzen in ihrer dauerpräsenz über unseren köpfen zusammen und schaffen in ihrer audivisuellen, teilweise schlicht perfekten inszenierung filmische momente, die hängen bleiben - auch im kollektiven, kulturellen gedächtnis. apocalypse now - ein opus also, und der beste antikriegsfilm aller zeiten, schielt man auf den allgemeinen konsens.

aber eben doch sehr seltsam, das ganze. an einigen stellen kam ich nicht mehr zurecht mit dem werk. und wie ich jetzt im nachhinein feststellen muss, waren dies genau die markanten punkte, die in der redux variante hinzugezogen werden. am auffälligsten dabei sicherlich die elend lange, unnötig politisierende szene am tisch der franzosen, und die darauf folgende liebessequenz, die für sich genommen auch aus einer üblen lateinamerikanischen telenovela stammen könnte. auch der schlicht komische erzählstrang mit den bunnys im helikopter leuchtete mir kaum ein und führte den film kurzzeitig ad absurdum, was thematisch und stilistisch irgendwo auch wieder passte und von daher keine große sache war. schlimmer jedoch waren die ablenkungen, die der film als gesamtkonstrukt durch diese unnötigen momente erfuhr, die tempominderung, die starke fragmentisierung. zwar machten diese zusätzlichen sequenzen den film nicht gänzlich kaputt, aber wie gesagt, sie stiften verwirrung und strengen an - sehr schade...

sicher bin ich mir jedoch auch nicht so recht, ob mir der film letztlich im orginal so zugesagt hätte. das psychedelische karussell lässt uns einerseits kräftige, monströse bilder erleben, die in ihrer ästhetisierung vielleicht schon wieder etwas fragwürdig wirken, und zu häufig auch die gleichgültigkeit der protagonisten übernehmen - emotionalen "horror" habe ich jedenfalls beim schauen des werkes nicht gespürt, obwohl die seltsame atmosphäre sicherlich sehr gruselig war. zum anderen fiel mir die schemenhafte zeichnung der figuren auf - der film bewegt sich irgendwo immer auf einer abstrakten ebene, da passen realitätsnahe szenarien nicht herein, doch genau diese strategie birgt schwierigkeiten, da wir uns im genre antikriegsfilm bewegen...

kurz und gut - apocalypse now redux scheint ein unnötiges aufbrühen eines klassikers zu sein. das orginal werde ich mir mit gewissem zeitlichen abstand nochmal anschauen... Metropolis/OmdU

Freitag, 15. September 2006

Miami Vice

Michael Mann, USA 2006
| michael manns aufpolierte post-2000er variante der 80er edel krimiserie. stilbombe? oberflächenrausch? oder doch crockett und tubbs angekommen in der düsteren realität - downtown miami edelclub-atmosphäre eingetauscht gegen amerika, nur so halb im trauma zugegen? alles so ein bisschen, doch keines von alledem so wirklich. zum einen schafft mann seinen typischen mix aus starken bildern, jazziger atmosphäre und tiefergehenden momenten dieses mal nicht so recht zu realisieren. im vergleich zu seinen vorgängern sackt miami vice stilistisch um einiges ab, auch wenn mit der digitalen handkamera in nächtlicher umgebung in manchen momenten auch ein anderer stil angedeutet wird. warum miami vice letztlich aber vor allem zur enttäuschung wird, lässt sich auf diese ungenauigkeit zurückführen, die das gesamtwerk auszeichnet. einerseits dominiert die oberfläche klar und deutlich, wird revivalmäßig auf ein genreformat der alten schule zurückgegriffen. das bedeutet neben konventionellen storyverläufen und gewöhnlicher ästhetik auch platte figuren und so einige plotlöcher. auffällig dabei vor allem die stark geminderte brutalität, die doch eben eigentlich vorhanden sein müsste, wenn der film in so ein realistisches szenario vordringen möchte, wie er es an einigen stellen vorgibt zu tun. so ist die showze aber eben recht ambivalent. zudem bleibt in diesem szenario auch kein platz für die melodramatischen momente, die der film gegen ende schaffen möchte - der versuch eines tieferen eintauchens wie er eben bei den vorgängern manns geklappt hat, trifft hier auf die recht harte oberfläche. miami vice funktioniert somit als copthriller für die 2 1/2 h ungewöhnlich gut, bleibt aber als neuer film von michael mann eine enttäuschung... Kino/Cinemaxx

Donnerstag, 14. September 2006

Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders

Tom Tykwer, Deutschland/Frankreich/Spanien 2006
| eine beleidigung für den zuschauer wie der untergang ist das parfum nun nicht geworden, aber nahe dran. zu bernd eichinger braucht man nicht mehr viele worte zu verlieren - um die ideale filmische hülle für seine geldmaschine zu finden gibt er auch hier alles erdenkliche. so wird uns hier auf dem goldenen tablett präsentiert: ein märchen, erzählt im stil von amelie - genauer genommen der versuch eines genremixes von thriller und drama versetzt mit ein wenig adventure-stimmung, kauzigen witzigkeiten, häufigen, pompösen settingwechseln und hochtrabend emotionalisierender musikuntermalung. dass der eigentlich nüchtern erzählte plot dazu natürlich passt wie ein elfenbeinzahn in einen mäusearsch ist klar. eichinger - einmal mehr bauchnabelpolierer, soweit nichts neues. zu tom tykwer jedoch sollen dann auch noch ein paar worte verloren werden, da dies noch nie geschehen ist an dieser stelle. in deutschland mag man ja seine regisseure, denen auch international "talent" bescheinigt wird - vor allem die, welche geld und ruhm einbringen und dazu am besten noch ein wenig stil haben. elendig überschätzte zelluloidschmierfinken wie fatih akin zum beispiel (siehe vorheriger post). oder eben tom tykwer - mister style over substance schlechthin. gut, da mag ich polemisch übertreiben, aber das, was ich hier zu sehen bekam, beschreibt den stil des regisseurs und des films eben perfekt ohne da viel hinzusetzen zu müssen - substanzlos. die ersten 2/3 des films bieten eben nichts, rein gar nichts auf irgendeiner reflexionsebene, dann kommt der plakative schluss mit dem ...gähn... vorschlaghammer. tykwers schöne, verträumte bilder, die so gerne poesie ausstrahlen würden, und stets verzweifelt versuchen niveauvoll zu wirken, am liebsten bezeichnungen wie "lyrisch, magisch, episch" zu hören bekommen würden - sie verpuffen prinzipiell im nichts, sind an sich biedere tümmeleien. wer auf solche oberflächenpolitur und lackanstrichgelage steht - bitte sehr, zugeschlagen. es bleibt mitanzusehen wie der film munter von plotloch zu plotloch hüpft - so sehr auffällig, dass man dies nicht mal mit der märchenhaften art und weise mehr rechtfertigen kann - wie er einige unglaublich dilettantische dämlichkeiten zelebriert (auch hier nochmal der verweis auf den untergang, bei dem ich ebenso staunen musste wie so etwas ernst genommene werden möchte) oder wie dustin hoffman sich zum clown macht. interessant auch zu sehen, dass das werk bei der deutschen presse komplett durchgefallen ist. immerhin, hoher blutdruck bei der kritik und dieses mal keine lobeshymnen...vorerst... PV/CM