Dienstag, 17. Juni 2008

The Incredible Hulk

Louis Leterrier, USA 2008
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Das Hulk-Franchise ist sicherlich eine der spannendsten Comic-Serien, die eine mediale Wandlung durchgemacht haben. Nach der TV-Serie aus den späten 70ern und frühen 80ern, die sich bis in die Mitte 90er noch hoher Pupularität erfreuen durfte, holte man 2003 mit dem ersten Kinofilm - einer durchaus gelungenen, sehr eigenartigen und doch einer Comicvorlage unheimlich gerecht werdenden Verfilmung vom Arthouse-Ästheten und perfektionierten Melodramatiker Ang Lee - den Mythos zurück auf die Leinwand.

Verwunderlich ist nun, dass man sich nach dem mäßigen finanziellen Erfolg des Films nochmals an den Stoff gewagt hat. Als Hollywoodskeptiker konnte man nicht annehmen, dass eine Linie beibehalten würde, die einer ernsthaften Auseinandersetzung treu bleiben würde, zudem mit Louis Leterrier ein relativ unbekannter Regisseur (lediglich das Actionvehikel TRANSPORTER 2 geht bisher auf seine Kappe) als Frontmann eingesetzt wurde.Umso überraschender das Ergebnis: THE INCREDIBLE HULK ist ein praktisch durchweg gelungenes Stück Blockbusterkino, weitgehend anders als Ang Lees Version (sicherlich auch was Massenkompatiblität angeht), und doch ansprechend und enthusiastisch inszeniert. Die Liste der positiven Auffälligkeiten ist lang: Allein die rasante Anfangssequenz in den Straßenschluchten Rio de Janeiros zeigt, dass die Macher etwas von Körper- und Affektkino verstehen. Edward Norton als gebrochener Mann ist ideal besetzt, ein grandioses Bild beispielsweise wie er auf den Straßen der dritten Welt bettelnd um Geld zum Überleben kurzzeitig sein Dasein fristen muss (ein verhungernder Superheld, wo hat man das schon gesehen?). Die Liebesgeschichte erstreckt sich minutiös detailiert über weite Passagen des Films, Leterrier ist sein Werk nicht zu schade melodramatische Töne heftig anzuschlagen (eine Gemeinsamkeit mit Lee).

Weiter geht's mit dem offensichtlichen Antimilitarismus, der konsequent durch den Film getragen wird. Die subversiven Betätigungsfelder finden ihren Höhepunkt im "Endgegner", einem zum ehrgeizigen Supersoldaten mutierten Anti-Hulk (Tim Roth), der im Moment der absoluten Macht alles und jeden tötet.

Nochmal der enttäuschende, herzlose Vater (auch das bekannt aus Lees Film), und am Ende ein doppelter Gimmick: Zuerst der notwendige Rückzug des Helden (in der wuseligen Masse eines Großstadtmolochs klappte es nicht, nun ist es die Wildnis als Einzelgänger), und nein, selbst buddhistische Yogaübungen können das Innerste nicht zurückhalten. Dann kurz vor dem Abspann noch angedeutete Heldencocktails, auch die exzellente Musik und der Gastauftritt von buddy Lou Ferrigno sei noch erwähnt. Ja, THE INCREDIBLE HULK ist gelungen und lässt die Franchise zur vielleicht vielseitigsten und stärksten in Sachen Comicverfilmungen werden.

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