Jan Kounen, Frankreich 2007
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Die stets gefährliche Ambivalenz von Affirmation und Kritik, die (post)modernen Filmen nur allzu gerne innewohnt, findet in 99 francs ihren durchorchestrierten Höhepunkt. Der Film erzählt sich sozusagen selbst über den Erzähler, der als Werbefuzzi seinen Zynismen letztlich erliegt, und sie rückblickend noch einmal für das Publikum offenlegt.
Der Punkt ist hierbei nicht die Klischeekiste, in der Neununddreißigneunzig - so der hübsche deutsche Titel - unverhohlen wühlt, sondern die Machart, die ganz ungeniert ein Getümel zelebriert, dass dem Betrachter über den Kopf wächst. Wie soll man auch koksende Unmoralisten anders darstellen?
"Aus dem wahren Leben eines Werbetexters" - ja, das dürfte so ungefähr stimmen. Plot Point mäßig zumindest. Figurentechnisch weniger. Da geht viel Heuchlertum ab. Zu viel, und selbst wenn sein Vorhandensein stets gepredigt wird, müssen wir uns doch auf die eigenen Vorurteile und Erfahrungen verlassen.
Dafür ist 99 francs knallbunt und hysterisch. Wenn man jahrelang auf Koks in dieser Welt gehangen hat, dürfte ein Film darüber auch nicht anders aussehen. Da guckt der ein oder andere Medienfachmann verstohlen zu Boden. Gekotzt, gekackt und geblutet wird da. Recht so.
Stehlen muss auch drin sein, weiß der Film. Handelt ja schließlich vom Motiv des "Arbeitswertverlustes" - also hält Fight Club ebenso her wie In the Mood for Love oder 2001. Stört niemanden mehr, der auch die konsumkritischen Kompaktpassagen ausgehalten hat.
Zwischen herzhaftem Lacher, Überdruß und Angewidertheit entscheidet sich letztlich das Spiel.
Samstag, 31. Mai 2008
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