Dienstag, 6. Januar 2009

Goodfellas/Le Mépris/Entre les murs

Gangsterfilme sind meine Sache nicht, irgendwann stupst mich dann mal ein Kollege hinein ins Geschehen und schon sitzt man mitten in Goodfellas. Scorsese und Ballhaus "zaubern" mit allen ihnen erdenklichen Mitteln umher - rauschafte Plansequenzen, Vertigoschuss (Enge!) im Cafe, pfiffige Szenenmontage galore, vergilbte Fotoshots - ja, da ist was drin für den gemeinen Filmjünger. Allein, was macht der Film eigentlich? Glorifizieren des Mafiagewerbes könne man ihm ja nicht unterstellen, sieht er sich doch am Ende in einem unaufhaltsamen Fall der von uns begleiteten Bande (paratextuelle Rangfolge: De Niro, Pesci, Liotta - eigentlich aber: umgekehrt), inklusive Drogenparanoia und Gewaltspirale. Und wenn Liotta gleich am Anfang sein berüchtigtes "As far back as I can remember I always wanted to be a gangster." posaunt, denkt man sich doch: Kenn ich, Popzitat. Hip Hop und so. 3 Jahrzehnte Musik verbrät Scorsese und lässt seinen Film aussehen wie eine nostalgische Kindheitserinnerung mit plötzlichem Einbruch des Bösen. Gesamt betrachtet bleibt nur zu konstatieren: Scorsese ist da ein abgeklärt-standhafter und mustergültiger Hollywoodblockbuster gelungen.

Die Zeiten, in denen ich mit jugendlicher Schnoddrigkeit Godard irgendwie böse war für sein maniriertes Kunstkino sollten vorüber sein. Mögen tue ich sein Zeug aber nach wie vor nicht. Sein Klassiker Le Mépris musste aber doch nochmal sein. Die einfache Metapher des Kunst vs Kommerz Konfliktes, der sich auf ganzer Linie verschrieben wird, lässt das Werk im Zusammenspiel mit Godards eigenwilligem Kino der Brechungen zum abstrahierten Dauerklimax gedeihen. So fernab von Konventionen, wie das Kino hier ist, so fernab ist es auch vom leichtfertigen Spiel mit sich selbst. Das mag alles sehr reflektiert und voller Liebe zum Film sein, aber anfühlen tut es sich anders, sperriger, verdrahteter, intellektuell kleinkarierter, obsessiv eingeschappter. Le Mépris - ein Konstrukt, eine Chimäre.

Der Cannes-Gewinner diesen Jahres Entre les murs zeichnet ein realistisches Milieubild des sozialen Mikrokosmos eines Pariser Vorortgymnasiums. Es herrscht einje belebte Ausschnitthaftigkeit vor, eine Vielzahl an Figuren, deren Position in der Erzählung sich teilweise erst ab der Hälfte des Films erschließen. Die Darsteller sind Laien und tatsächlich von ein und der selben Schule "weggecastet" worden. Das interessante Konzept funktioniert als authentischer Einblick zwar überraschend gut, der sanfte Umgang mit den Figuren aber lässt vieles im Seichten versiegen. Richtiges Konfliktpotenzial deckt der Film nicht auf und so ist die Tour durchs Milieu ein abgeschwächter, fast etwas schön geredeter Blick auf ein beliebt diskutiertes Problemfeld. Ein Film, dessen Thematik anscheinend maßgeblich den Ausschlag für den Hauptpreis in Cannes gab.

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