Bård Breien, Norwegen 2006
Die skandinavische Satire ist im Allgemeinen meist zu verspielt, zu sehr aufs Skurrile schielend und übermotiviert. Bård Breien nun macht in seiner Abhandlung über einen "humanen Zynismus" weitgehend alles richtig, was die Kollegen nur allzu gerne falsch machten. DIE KUNST DES NEGATIVEN DENKENS ist zunächst einmal nicht sonderlich "humorig" oder "witzig" - der Film weiß um sein Thema, weiß um das Ausmaß der Tragik und macht dies zum Ausgangspunkt.
Wieviel schwarzer Humor ist zulässig? Die Antwort: Eine Grenze kann es nicht geben. Die überhöhten Einzelschicksale der dargestellten Gruppe (Körperlähmungen und Depressionen) lassen einen gepflegten, gesellschaftlichen Umgang nicht mehr zu. Es entsteht sogar eine kurze Anti-Bewegung gegen das perfekte Ideal, dass im System bei der gestylten Werbekampagne genauso zum Ausdruck kommt wie im New-Age-Positive-Thinking-Wahnsinn. Leben ist Krieg - unser Protagonist schaut den ganzen Tag Kriegsklassiker von APOCALYPSE NOW bis THE DEER HUNTER - ein Urzustand des Krieges, der Wahnsinn, überträgt sich beim "nicht mehr fassen können" des eigenen Lebenszustandes. Die zerstörte Wohnung und der Alkoholexzess zeugen von der Übermacht, die einen Menschen ergreifen kann - so stark oder labil er sein mag.
Am Ende knickt der Film in seiner eigenen Courage ein. Keine Selbstmorde, keine Toten, sondern die Liebe steht im Endbild. Das wirkt nach 75 konsequenten Minuten wie ein Dramaturgiezwang und lässt den Film dennoch nicht in einem allzu schlechten Licht erscheinen. Breiens Abrechnung mit dem Menschen, der denkt, er könne alles bewältigen hat zu diesem Zeitpunkt schon längst gewonnen.
Mittwoch, 23. Juli 2008
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