Montag, 18. September 2006

Apocalypse Now Redux

Francis Ford Coppola, USA 1979
| coppolas vietnam-spektakel hat mich in erster linie erst einmal geschafft - und das nicht unbedingt im positiven sinne. ich habe die redux version, also den angeblichen directors cut gesehen - und einem interview mit kamermann vittorio storaro zufolge, soll die variante ja aus bequemlichkeitsgründen und finanziellem interesse entstanden sein. das erklärt dann eventuell auch meine irritation - denn apocalypse now redux wirkt doch merkwürdig unschlüssig und verheddert sich in seiner narration. der film an sich besteht vornehmlich aus chaotischen szenarien, in eine reihung gebracht, die immer weiter in den wahnsinn steuert, surrealer wird und am ende im kompletten irrsinn kulminiert. nichts mehr mind over matter, hier herrscht nur noch körper über geist, die psyche am ende und die erkenntnis der bösen natur, die dem menschen innewohnt. die heftigen bildgewitter stürzen in ihrer dauerpräsenz über unseren köpfen zusammen und schaffen in ihrer audivisuellen, teilweise schlicht perfekten inszenierung filmische momente, die hängen bleiben - auch im kollektiven, kulturellen gedächtnis. apocalypse now - ein opus also, und der beste antikriegsfilm aller zeiten, schielt man auf den allgemeinen konsens.

aber eben doch sehr seltsam, das ganze. an einigen stellen kam ich nicht mehr zurecht mit dem werk. und wie ich jetzt im nachhinein feststellen muss, waren dies genau die markanten punkte, die in der redux variante hinzugezogen werden. am auffälligsten dabei sicherlich die elend lange, unnötig politisierende szene am tisch der franzosen, und die darauf folgende liebessequenz, die für sich genommen auch aus einer üblen lateinamerikanischen telenovela stammen könnte. auch der schlicht komische erzählstrang mit den bunnys im helikopter leuchtete mir kaum ein und führte den film kurzzeitig ad absurdum, was thematisch und stilistisch irgendwo auch wieder passte und von daher keine große sache war. schlimmer jedoch waren die ablenkungen, die der film als gesamtkonstrukt durch diese unnötigen momente erfuhr, die tempominderung, die starke fragmentisierung. zwar machten diese zusätzlichen sequenzen den film nicht gänzlich kaputt, aber wie gesagt, sie stiften verwirrung und strengen an - sehr schade...

sicher bin ich mir jedoch auch nicht so recht, ob mir der film letztlich im orginal so zugesagt hätte. das psychedelische karussell lässt uns einerseits kräftige, monströse bilder erleben, die in ihrer ästhetisierung vielleicht schon wieder etwas fragwürdig wirken, und zu häufig auch die gleichgültigkeit der protagonisten übernehmen - emotionalen "horror" habe ich jedenfalls beim schauen des werkes nicht gespürt, obwohl die seltsame atmosphäre sicherlich sehr gruselig war. zum anderen fiel mir die schemenhafte zeichnung der figuren auf - der film bewegt sich irgendwo immer auf einer abstrakten ebene, da passen realitätsnahe szenarien nicht herein, doch genau diese strategie birgt schwierigkeiten, da wir uns im genre antikriegsfilm bewegen...

kurz und gut - apocalypse now redux scheint ein unnötiges aufbrühen eines klassikers zu sein. das orginal werde ich mir mit gewissem zeitlichen abstand nochmal anschauen... Metropolis/OmdU

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