Mittwoch, 7. Mai 2008

The Unknown

Giuseppe Tornatore, Italien/Frankreich 2007
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Hitchcock, De Sica und hysterische Beiläufigkeiten

| Nach und nach deckt sich die Geschichte von Irena (Kseniya Rappoport) auf. Mit jeder Kehrtwendung ändert sich auch das Genre von Giuseppe Tornatores Preisabräumer LA SCONOSCIUTA. Capri, Moskau, den europäischen Publikumspreis und alle wichtigen Preise des italienischen Filmpreises David wurden eingeheimst. Rühmen kann sich DIE UNBEKANNTE also.

Tatsächlich aber besteht der Film aus allerlei abstrusen, emotional immer - meist durch die Musik Ennio Moriccones - erhöhten Versatzstücken. Zunächst ist THE UNKNOWN ein Thriller in Hitchcock-Manier, voll auf Suspense setzend, höchst hysterisch durch viele Zeitsprünge determiniert. So wirkt das Geschehen wie beiläufig, gehetzt, mit Sorgenfalten versehen.

Besorgt, weil wir gehen den Weg mit der Protagonistin, von Anfang bis zum Ende. Wird sie uns von Beginn an sympathisch gemacht, kann man sich doch nicht wirklich sicher sein, ob sie nicht doch Böses im Schilde führt. Spätestens beim Fast-Mord kommt man ins Stutzen und denkt zwangsläufig an die blonden femme fatales aus Hitchcocks Klassikern.

Mit der langsamen Auflösung - die der Geschichte nebenbei gesagt auch alles Mysteriöse nimmt - entspinnt sich auch ein Melodram, das gegen Ende immer aufgesetzter und törichter wirkt. Die Geschichte um Zwangsprostitution und Kindesentziehung wirkt nach dem angedeuteten Thriller in ihrem überhöhten Pathos unglaubwürdig und seltsam.

Aber vielleicht sind das auch schlichtweg italienische Tugenden. Bestenfalls erinnert man sich noch an Vittorio De Sica - an seine melodramatischen Härten des Lebens, an die Liebe zu den Kindern in seinen Filmen, an den kräftigen Musikeinsatz, der alles zu verschlingen drohte. Wenn der moderne italienische Film aber nur derlei Versatzstücke aufbieten kann, mag das zu wenig sein.

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