Montag, 6. Oktober 2008

The Dark Knight

Christopher Nolan 2008
Über welchen Film gilt es diesen Sommer/nun schon Herbst z-u-m-i-n-d-e-s-t zu schreiben? Derjenige über den der junge Mann zur jungen Frau - gerade aus der PV für ihren Baader Meinhof Komplex kommend - sagte: "Das ist ja der beste Film aller Zeiten. Ich fand den nicht so gut." Das kluge Bürschchen aber landete mit dem Spruch bei der Dame nicht, so wie es aussah. Die zuckte nur mit den Schultern. Naja, was soll man aber auch anderes machen, wenn man gerade Moritz Bleibtreu beim 150 minütigen "Scheiß Fotzen!" Geschreie zuhören musste?! (siehe Vorpost)
Es handelt sich selbstverständlich um den "am Startwochenende hatte ich ne 9,8 auf der imdb, ätschbätsch" Blockbuster-Meteoriten-Einschlag The Dark Knight, Christopher Nolans zweiter Batman Streich. Der Joker - wer den verkörpert braucht nicht erwähnt zu werden - ist diesmal wieder an der Reihe und möchte Unruhe stiften. Spannend ist es über die Struktur des Films zu reden und was Ledger damit anstellt. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, wann ich es das letzte Mal erlebt habe, dass ein Schauspieler einen ganzen Film umkrempelt.
Fangen wir erstmal beim Material an, dass es umzubiegen gilt: The Dark Knight ist offenkundig ein zusammengeklaubtes, überquillendes Filmmonster, für das anscheinend schon einiges an Rohmaterial zur Verfügung stand, welches es herunterzucutten galt. Die allumfassende Story erlaubt es sich gar gegen Ende eine komplett neu kreierte Situation voller neuer Charakter zu etablieren (Die Schiffs-Bomben-Sequenz) oder wechselt nach dem Ausscheiden des einen Antagonisten einfach nochmal zum "Wurmfortsatz" der Geschichte und zeigt einen zweiten Endkampf auf dem Radar. Gut, im Gegensatz zum Baader Meinhof Debakel wissen die hiesigen Amis ihre 150 Minuten immerhin sinnvoller zu nutzen. Trotzdem reicht das nicht um ihre Geschichte auszuerzählen. Geschweige denn ein vernünftiges Filmkonstrukt auf die Beine zu stellen. Denn so funktioniert das einfach nicht. Die Figuren bleiben mit einer seltsamen Leere versehen, Ereignisse werden wie überstürzt unter abgehakt verbucht.
Was macht Ledger nun? Er spielt. Spielt einen abgefuckten, psychotischen, gerissenen Clown. Einen mit dem Leben abgeschlossen habenden, feisten, rache- oder doch nur spielsüchtigen Zyniker. Eine kaputte Seele, an deren Stelle nun eine verschmierte Maske folgt. Die Figur bietet sich an, um abzugehen. Ledger tut das und verleiht dem Stück eine unerwartete Frivolität, Leichtigkeit und Fiebrigkeit. Ledger allein tut das, und wenn man sich nun fragt, wieviel Anteil daran nun seine eigene Geschichte spielt - die sich hier als Metatext beispiellos einschreibt - kann man die Frage erstmal nur unbeantwortet lassen. Und muss doch auf die erschreckende Sequenz verweisen, als der Joker den Tod (in Form von Batman und seinem Batmobil) herausfordert und den schwarzen Ritter selbstmörderisch auf sich Zurasen lässt. Der Atem stockt. Der Film bewegt sich, ein fast totes Konstrukt beginnt zu leben.

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