Donnerstag, 4. Juni 2009

Oscars Darling #3 - Sommerblockbuster 09, Klappe die Erste

Ich bezweifele stark, dass Watchmen beim Publikum gut angekommen ist. Nun ist es so, dass die Fans im Fußball-Stadion buhen können, wenn ihnen die Leistung der eigenen Mannschaft missfällt. Beim Film ist das - häufig, wie eben hier - glücklicherweise anders. Wenn ein Film an der Kasse floppt rührt das meistens aus schlechtem oder zu wenig Marketing bzw aus der Tatsache, dass die Geschichte schon auf dem Papier niemanden interessiert. Im Kino angekommen, ist die Karte längst gekauft, wenn sich beschwert wird. Und das wird es dann eben doch nicht, vermutlich auch, weil viele gar nicht eingestehen wollen, dass sie den Film so schlecht fanden, eine adäquate Argumentation hat der durchschnittliche Kinobesucher im Regelfall ja eher selten. Zudem ist Kino für die meisten keine Grenzerweiterung über den "Zeitvertreib" hinaus, und den hatte man auch bei einem uninteressanten Film. Also bleibt zumeist nicht mehr als ein "Fand ich irgendwie nicht so spannend." Glück für die Filme. Beispielsweise einen wie Watchmen, der sich Zeit nimmt, dicht am Original-Comic hängt, und sich entschleunigt auf seine Figuren konzentriert. Der Film ist von Comic-Fans für Comic-Fans und somit gegen über 90% der Restbesucher. Respekt für soviel Disrespekt. Und Respekt für soviel Hang zur Kunst der Graphic Novels. Zack Snyder wird jetzt von allen 300-Bashern wieder verehrt werden, vermute ich mal.

Alle schimpfen wieder und ein paar freuen sich. Dabei ist der Film doch so schön körperlich, figurenorientiert und dem Aktionskino verschrieben, dass man ihm kaum böse sein kann. X-Man Origins: Wolverine ist eine Spassgranate, der furiose Comic-Anfang müsste schon von Beginn an versöhnen, wem die Enttäuschung nachher ins Gesicht steht. Angesichts der angenehmen Entwicklungen in den Comicfranchises sollte sie das aber eigentlich nicht. Auch Jackman kümmert sich um die inneren Konflikte seiner Figur (natürlich oberflächlich, natürlich grobkörnig und kernig). Kampfeslust und Explosionsgefahr überall (letzteres vor allem hinterm Rücken). Man liest sich hinein in die Motive (Rache, Verlust, Tier-Mensch, Ego, Erinnerung, blabla) und genießt. Nichts dran auszusetzen.

Als Erinnerungs- und Mythenmaschine mag J.J. Abrams handzahmer Star Trek Aufguss für die ältere Generation zu gebrauchen sein. Davon ab aber ist der Film ein beinahe desaströses Ergebnis biedersten Sommer-Blockbuster-Kinos. Es gibt so viele Baustellen, dass man nicht weiß, wo man anfangen soll. Vielleicht bei der ruckelig-blendenden (im schlechtesten Sinne - Abrams verwendet Flare Lenses und ruckelt mit der Kamera über den gesamten Filmverlauf) Optik? Vielleicht bei dem banalen Zeitreise-Salat, der so etwas wie ein Narrativ darstellen soll? Vielleicht bei den zweidimensionalen Figuren (die Krönung wohl die "starke" Frauenfigur der Uhura)? Vielleicht beim durchschaubarsten Versuch dem Werk eine forciert Humorspritze einzuverleiben? Am Auffälligsten und Maßgeblichsten für die miese Breitenwirkung aber ist wohl die sprunghafte Narration, die einer geschlossenen Dramaturgie beinahe diametral entgegen steht. Wo sind wir? Irgendwann fragt man sich das nicht mehr, schlichtweg weil einen der ganze Plot mitsamt seinen Abrissfiguren nicht interessiert. Es lebe hoch der Mythos (wohl gemerkt der ersten Star Trek Serie!). Mehr als ein Anschieben benötigt es nicht. Die Leute werden es "erkennen" und "erinnern". Der Rest ist ein Selbstläufer. Abrams und seine Crew fokussieren sich auf die Geschichte eines Gründermythos - Der interkultureller Schmelztopf, der adoleszente Kampf zum Erwachsenwerden, die "Grundierung" aller Geschichten der Serien und Filme, die hier gelegt wird. Das funktioniert. Auch beim jüngeren Publikum. Die Schnittmenge scheint gefunden. Jetzt könnte man wieder vom nationalen Geist anfangen, wonach sich wohl vor allem US-Bürger mit dem Film wohlfühlen. Sollte man aber vielleicht nicht, weil ich glaube, dass der Film auch international wirkt. Zu tief suchen braucht man vielleicht auch nicht, oder, kulturpessimistisch gesagt: Das bodenlos-feige Arrangement von Gewohnheiten funktioniert halt immer.

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