Sonntag, 14. Juni 2009

Bummel auf dem Flurkorridor

Vicenzo Natalis Cube Follow Up Cypher beginnt mit grandiosen, ultradüsteren Bildern einer beinahe gleichgeschalteten, architektonisch beeindruckenden Welt. Das unterkühlte Identitätsdrama bietet zunächst eine Geschichte um einen sich von der Welt entfremdeten Mann (Jeremy Northam) an, dessen Präsenz immer wie gedämpft in dieser blau-grauen Welt entlang gleitet. Leider verliert sich dieser spannende Blick ab der Hälfte zusehends in einem komplottreichen Agentendrama, in welchem die Identitäten wild durcheinander gewirbelt werden und die Figur einem damit leider immer gleichgültiger. Plottwists werden zum bestimmenden Merkmal und das tut der anfangs schönen Dystopie nicht gut.

Gäbe es ein Adjektiv pro Filmemacher, so müsste dieses bei Richard Linklater definitiv "verlabert" lauten. Das ist zwar schon Konzept und formaler Gestus bei ihm, nichtsdestotrotz erschien es mir bei Waking Life erstmals wirklich passend mit dem korrelierenden Inhalt zu sein. Im Grunde ist der Film ein fließender philosophischer Essayband, ein Labyrinth der Gedankengänge, eine Textansammlung. Nur auf den zweiten Blick entsteht daraus auch wirklich etwas Filmisches, der Zusammenhang wird über die Idee des Traumhaften geschaffen, welcher dem filmischen Raum ähnelt. Das Unterbewusstsein spült wilde, intellektuelle Gelage an die Oberfläche, die hier für den Zuschauer ausnahmsweise visualisiert werden können, wenngleich auch mit dem Verfremdungseffekt des Comics. Glücklicherweise kam mir die Show zu keiner Zeit gestelzt vor, sondern voller ehrlicher Neugier. Ein schönes Erlebnis, bei dem man im Übrigen auch nebenher sein eigenes Rezeptionsverhalten beobachten kann (Der Film läd dazu ein Konzentrationsausfälle gegen Momente eigener, weiterreichender Gedanken stehen zu lassen). Emotional ist das alles ziemlich seltsam, aber regt damit ebenfalls zum Nachdenken über die Möglichkeiten und Grenzen von Film an.

Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass nicht auch Nick Nolte noch anfängt französisch zu reden. Hat er nicht, also stolperte ich mit meinem Schulfranzösisch so einigermaßen geflissentlich durch Olivier Assayas Clean. Dieses Sprachgemisch und meine zerfaserte Rezeption (ich behaupte mal, ich hätte alles verstanden...) gehen aber auch recht konform mit dem Film an sich. Das nervöse Gewusel durch das sich die hektische Maggie Cheung (Darstellerinnenpalme in Cannes 2004 - Wofür?) und der ruhige Gegenpol Nick Nolte da bewegen, läd nicht gerade zum Interesseentwickeln für die Figuren ein. Assayas hat da wohl sicherlich Interessanteres (= Provokativeres?) auf die Beine gestellt. Wird demnächst besichtigt.

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