Freitag, 19. Juni 2009

Oscars & Césars Bettgeschichten

1989 gelang es Rain Man dem ausgehenden Jahrzehnt eine Art Denkmal zu setzen und damit auch noch einen umfassenden Erfolg zu verzeichnen. 4 Oscars für den Film und Weltruhm für seine Rolle erhielt Dustin Hoffman als Autist, der 80er Jahre Yuppie Tom Cruise zu einem besseren Menschen macht. Rückblickend handelt der Film das Ende eines Jahrzehnts ab, für das der junge Cruise hier stehen soll. Problematisch allein ist, das man Cruise seine Wandlung zum Menschenfreund nicht abnimmt. Der lockere Ton, den der Film zudem anschlägt passt zum Dramatischen kaum. Rain Man wirkt seltsam in seiner Zeit gefangen, dass merkt man ihm nicht nur an den Frisuren seiner Protagonisten an, sondern am kompletten Handwerk.

Französische Ensemblegeschichten sind im Arthouse gern gesehen, das letzte Jahr stach der Film mit dem einfachsten Titel für so ein Genre Paris hervor. Die Binoche und so einige andere gern gesehene Franzosen geben sich unter der Ägide Cédric Klapischs die Klinke in die Hand und verketten diverse Einzelgeschichten (amour fou alter Mann, junge Frau - Depri-Loch und Kampf in der Midlifecrisis etc). Die tragische Beinote erhält das Werk dadurch, dass der Erzähler selbst kurz vor einer hochgefährlichen Herz-OP steht. So blickt er in der letzten Einstellung halb durch seine Krankheit, halb durch die Schönheit der Welt versunken auf seine Stadt und die Figuren des Films. Typisch französisch, typisch humanistisch, typisch beschwingt mit leiser tragischer Note. Und der einfachen Erkenntnis, dass man sein Leben genießen soll, solange man noch kann.

Im deutsch-chilenischen Sex-Kammer-Spiel En la cama wird viel geredet. Mann und Frau verbringen eine Nacht im Bett und philosophieren über die Liebe, Beziehungskonstellationen, Lieblingsfilme. Die Vergänglichkeit der Situation, die uns und ihnen unbekannte Vergangenheit und Gegenwart der Figuren sind der zentrale Spannungsmoment, der den Film wach hält. Die Weisheiten und die so wahren und echten Emotionslagen, die hier gesucht werden wirken weniger beschwingt und weitaus prätentiöser, als es intendiert sein kann. Letztlich wirkt der Minimalist leider zu häufig auch nur wie ein schaler Abklatsch der Linklater-Leidenschaftsszenarien Before Sunrise und Before Sunset.

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