Er sieht ein wenig aus wie The Wind that shakes the Barley auf Actionfilm, der gute Defiance, und dann doch wiederum eigentlich nicht. Andere Zeit, anderer Ort. Der polnisch/weißrussische Partisanenkampf gegen die Nazis Anfang der 40er, gedreht im Übrigen in den litauischen Wäldern. Eben diesen, die Kostümierungen, überhaupt der Blick fürs historische Detail erinnern an den Loach. Und doch ist Defiance ein spannender Reißer vor historischer Kulisse, wenngleich der Gewichtung und dem Interesse für die Figuren hier glücklicherweise bedacht nachgekommen wird. Den Klischees kann Edward Zwick allerdings ein wiederholtes Mal nicht entsagen. Klare Figurentypisierungen in- und außerhalb der Gruppe (Der intellektuelle Märtyrer, der aussieht wie John Turturro, die rote Armee-Kommandanten hätten kaum boshafter gezeichnet werden können etc) fungieren als Markierungspunkte, damit die Orientierung nicht verloren geht. In all seiner historischen Komplexität versucht der Film unbedingt den Überblick dank Konventionen zu wahren. Äußerlich authentisch, innerlich zerfahrene Hollywooddramaturgie.
Hollywood-Gaultier Ron Howard nimmt sich wohl erstmals in seiner Karriere einer ziemlich toughen Aufgabe an: In Frost/Nixon versucht er sich an einem Porträt zweier in ihrer Hybris gefangenen Machtmenschen. Der unbedarfte Lebemann Frost steht dem erzkonservativen, aber nicht minder eloquenten Nixon gegenüber. Schwierig wird aber wirklich bei der Figur des ehemaligen US-Präsidenten: Dieser harmlose Ausschnitt aus seinem Leben gerinnt zu einem Offenbarungseid, und doch wird hier nur geredet über die Taten, der Figur des Nixon aber eine humanistische Vielschichtigkeit in die Zeichnung gelegt, dass man trotz der offenkundigen Abneigung gegenüber dieses Charakters - der Film inszeniert ja praktisch eine Niederlage, ganz wie in einem Boxerfilm wird der "Bösewicht" zur Strecke gebracht, ist damit also recht offen aggressiv gegenüber seinem Protagonisten - doch zumindest das Gefühl des Mitleids mitübermittelt bekommt. Frank Langella spielt den Burschen dann auch noch mit so einer Inbrunst, dass man - wie so üblich bei starken Schauspielleistungen - der Figur gegenüber eine starke Faszination entwickelt. Dieser Zwang zur Vermenschelung einer historischen Figur, der seinen Höhepunkt im schon allein deshalb unsäglichen Untergang fand, gibt zu denken, und scheint doch ein wesentliches Merkmal eines filmischen Gesamtuniversums zu sein, dass eben dieses aus den Fugen heben kann.
Mit heißer Nadel strickte Möchtegern-Aufrührer Oliver Stone noch fix seine George Bush Biografie W. und brachte das Stück zu den Wahlen in die Kinos. Allerdings nicht in unsere. Man war von der furchtbaren TV-Qualität wohl so erstaunt, dass man den Film direkt ins Fernsehen verbannte. Da gehört er wohl hin. Stones Billigprodukt ist banalstes Klischeekino, eine Satire auf eine Gegenwart, die so vielleicht besser nicht verhandelt werden sollte. Frost/Nixon geht mit seinem historischen Thema bedachter, detailierter um. Stone spielt Schabernack mit Countrymusik und einem chargierenden Josh Brolin (schade, mochte den Mann seit No Country... eigentlich ganz gerne). Der Irakkrieg wird von den Witzmasken Cheney, Rumsfeld und Co in 20 Minuten durchdiskutiert und irgendwie kommt man sich doch ziemlich verarscht vor, ob der Idee, dies solle nun eine ernst gemeinte Abrechnung mit der Ära Bush sein. Der Film ist aber nicht nur schlecht, sondern auch viel zu früh erdacht worden. Reden bzw. Sehen wir so eine Bushbiografie nochmal in 20 Jahren, mit der nötigen historischen Distanz welche so ein Projekt immer benötigt, mit einer erzählerischen Idee - es wäre eine Jahrhundertgeschichte. Diesen W. hier kann man dann ins Wachsfigurenkabinett stellen mit der Aufschrift "This is how Bush was seen 2008 - please, read it as a comic".
Freitag, 29. Mai 2009
Oscars Darling #2
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