Montag, 18. Mai 2009

Déjà-vu

Zweitsichtung von The Fall. Kleine zusätzliche Anmerkungen: Tarsems Augenschmaus ist ein wirklich schöner Film über den Einbruch des Realen in die Welt des Mädchens. Eine Welt, die diesen Einbruch schlichtweg nicht versteht, ihn verdrängt, gleichzeitig vor ihm steht wie jemand, der das Ausmaß des Schreckens nicht greifen kann. Die Gegenfigur des Mannes wiederum bringt eine erstaunlich intuitive Erzählspannung durch seine Stimmungsschwankungen in die Geschichte. Das Absinken des Märchens ins dark fairy tale ist somit steht's vorweggenommen, etwa so wie die konventionellen Suspense-Momente eines Horrorfilms. Fast eine Art manisch-depressiver Erzählhaltung. Und ich vergaß nach der Erstsichtung noch zu erwähnen was für eine wunderbare Hommage an den Stummfilm und Film generell doch The Fall ist. Die letzten Bilder sind dabei so schön, wie brutal und rasant. Wie eine Kulmination eines Kinos der Bilder.

Nachtrag zum Lieblingsschweden aller Filmfreunde des letzten Jahres: Lât den rätte komma in. Schöner Film, klar. Was mir so als Schlagwort im Kopf herumschirrte: Das ist doch mal richtiger Impressionismus, oder? Also wirklich impressionistisches Kino der Neuzeit. Und das im Genre. Und das im Kinderfilm. Dieser beinahe unpassende Gestus bestimmt den Film so sehr, dass er selbst diese todtraurige Geschichte des Vergehens, der Notwendigkeit von Bindung bei gleichzeitiger Erkenntnis der Unmöglichkeit (bzw von Glück und Tragik, die miteinander gekoppelt sind) überdeckt. Die Zentralmotive gehen fast unter im Meer an Musik und entfärbten Bildern. Die deutsche Syncro verstärkt den Entfremdungseffekt der 70er Jahre Mise-en-scène noch. Und erstaunlich auch zu sehen, wie die Schuldzuweisungen des Films an die Eltern in vielen Szenen entkräftet wird (Zähneputzen mit der Mutter, die Tatsache dass der Junge in den wenigen Momenten mit seinem sympathisch gezeichneten Vater Spass hat). Es ist eben hier jeder irgendwie nie ganz Sympath oder Unsympath. Selbst die Schlägerjungs nicht. Nur der große Bruder, aber der wird ja auch standesgerecht enthauptet, als ob man das ganz Böse doch irgendwie aus der Welt schaffen muss/kann. Zentrales Element jedes Kopfes hier: Der Egoismus. Am Tollsten aber bleibt die Beziehung des Mädchens mit ihrem ehemaligen Geliebten/Vater. Verwelkte Liebe. Ganz groß.

Revisited und Meinungen etwas abgeändert:
Als der Wind den Sand berührte ist eine in seinem Minimalismus und bedingungslosen Anti-Pathos eine eigentlich bezaubernde Geschichte. Allein die forcierte Stilisierung der Mädchenfigur als schweigend das Leid ertragende und am Ende stärkste Figur ist so vielleicht nicht nötig.

Batman Begins ist gar nicht so schlimm. Da sprach wohl vielmehr die Enttäuschung aus mir. Mir missfällt immer noch die "Nicht-Inszenierung" der Actionsequenzen um den Film kindertauglich zu halten. Wirkt dem düsteren Antlitz diametral entgegen. Und die Oneliner-Zoten hätte man sich wirklich sparen sollen. Selber konträrer Effekt zum ansonsten größtenteils als feinfühliges Psychogramm funktionierenden Schwarzseher.

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