Irgendwie passt der letzt genannte Titel auch gut zum vorangestellten Film. REDACTED von Brian De Palma gewann den silbernen Regie-Löwen 2007 in Venedig und stellt einen ersten Versuch dar, den Irakkrieg ins Bild zu setzen. Ganz dem Zeitgeist verschrieben wird es formal wild: Per Digicam, Youtube-Clips, Überwachungskameras und Blogeinträgen erzählt De Palma die Geschichte eines US-Corps, der gelangweilt einen Stützpunkt bewacht. Ein Soldat wird hochgesprengt, ein anderer geköpft. Den Hauptstrang aber stellt die Vergewaltigung und Ermordung einer 15-jährigen dar, deren Familie ebenfalls ausgelöscht wird durch 2 Redneck-Soldaten. Hier bekommt der Film seinen Drive und gleichzeitig seine Problematik. Ohne diese eklatante Zuspitzung eines Kriegsverbrechens würde REDACTED tatsächlich nur müde dahinpletschern, weil De Palma nichts Neues zu erzählen hat aus dem Alltag der US-Soldaten. Mit dem grausamen Kriegsverbrechen aber fällt der Film hinter eine standardisierte Erzählung zurück, bedient sich ausgelatschter Stereotype und einem moralischen Zeigefinger. Das parallele Spiel von forcierter Authentifizierungsstrategie und klassisch-konventionalisierten Erzählmuster geht nicht auf und verweist in den letzten Bildern (echte Bilder von toten Irakis) sogar auf einen plakativ-banalen und unreflektierten politischen Moral-Blick.
Wenn einem REDACTED aber schon besonders hohl vorkommt, dann schaue man besser nicht Ridley Scotts 2001er BLACK HAWK DOWN. Beleuchtet wird die US Intervention in Somalia 1993. Ein außer Kontrolle geratener Einsatz wird verdichtet zum Jump'n'Run und Hide and Seek Kriegsfilm. Assault on Precinct Mogadischu 93. Mit welcher Dreistigkeit Scott hier gelackte Bilder des Todes neben pathetisches Kriegsgeheul stellt, wie er schamlos sein ausformuliertes Konzept vom "Anderen" auf eine fremde, enthumanisierte Welt anwendet, wie er einen brutalst trivialen Film über Soldatenwerte wie Solidarität und Männlichkeit dreht, das ist schon ein erstaunlicher Tiefpunkt in der Karriere eines Mannes, von dem man ja doch ein wenig mehr Anstand erwarten hat können. Wirken die Stereotype in REDACTED noch wie buberlhafte Pappkameraden, sind sie hier schon schwerwiegender besetzt (allen voran Eric Bana als unhinterfragt mutiger Soldat). Beide Filme propagieren den Anti-Krieg, beide tun es auf so stupide wie ärgerliche Weise.
Dagegen wirkt Scotts neues Stück BODY OF LIES fast noch brav. Ein bisschen akute Terrorangst hier, aktuelle politische Verbändelungen da. Ein tougher Leonardo DiCaprio im Einsatzgebiet, ein rougher Russell Crowe als dezidiert abgebrühter Kopf an der Heimatfront. Ein wildes politisches Intrigenspiel auf breiter Fläche und ein wenig kulturelle Annäherung im Liebesspiel. BODY OF LIES hinterlässt in seiner Verdichtung von allem und jedem ein brandgerodetes Stück Zelluoid. Es kann als unterhaltsamer Quatsch abgetan werden, ein halbwegs politischer Film, der das alte Fazit vom "Niemand ist schuldlos" herauskramt und am Ende immerhin nicht ärgerlich ist. Dass Ridley Scott solch eine Konklusion nach seinen letzten Filmen fast schon gut zu Gesicht steht ist das eigentlich Beschämende.
Freitag, 21. November 2008
Redacted vs Black Hawk Down vs Body of Lies
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