Freitag, 27. Februar 2009

Fantasy Film Fest 2008 # 4

Was gibt es Schöneres als eine bitter-böse Sozialdystopie auf einem stets dem fiesen Grinsen verschriebenen Festival wie diesem?! Der Däne How to get Rid of the Others bleibt nur im allerätzendsten Sarkasmus erträglich. Der rotzfreche Roundhousekick spielt die Stammtischparolen durch und erstellt ein Szenario, in welchem die BILD nichts mehr zu schreiben hätte, würden ihre Empörungen doch standesgemäß Konsequenzen nach sich führen: Sozialschmarotzer und solche, als welche die Masse der Gesellschaft sie brandmarkt (Behinderte, Alkis, Künstler) werden in Schulgebäude interniert und per Schnellprozess zum Tode verurteilt, so sie denn den Staat mehr kosten, als sie ihm einbringen. Schluss mit dem Gerede, jetzt unternimmt der Staat mithilfe seines Militärs endlich einmal etwas. Anders Rønnow Klarlund schaffte in seinem zwischen Zynismus und Erschrecken pendelndem Werk den vermutlich schockierensten Film des ganzen Festivals. Rezeptionstechnisch immer wieder interessant zu beobachten, wie das Publikum herausgefordert wird, und solch einem ehrlichen Werk nicht standhalten kann, seine innere Unruhe bekämpft, indem es viel zu häufig in selbstberuhigendes Gelächter ausbricht. Dem monströsen Screenplay, welches den Grundgedanken ideenreich ausformuliert, lasten ein paar Fussel an, Spielereien, Komödiantisches, Überzogenes. Nichtsdestotrotz findet sich in How to get Rid of the Others eine politisches, durchaus sehr ernst gemeintes Anliegen, welches eine größere Bühne verdient hätte.

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Was gibt es Schöneres als einen kitschigen Liebesfilm auf einem vornehmlich dem Nerdtum verschrieben Festival wie diesem?! Der belgisch-niederländische Blind erzählt ein Märchen über 2 Außenseiter, die zueinander finden und sich doch über gesellschaftliche Barrieren, Normvorstellungen und das eigene niedrige Selbstwertgefühl hinwegsetzen müssen, um zu ihrem eigentlich so einfachen Ziel zu gelangen. Ruben ist blind und wird von der Albino Marie als Hausmädchen gehütet. Als er nach einer Augenoperation wieder sehen kann, flüchtet Marie aus Angst nun die Liebe zu verlieren. Das Selbstzerstörerische, was dieser altmodischen, farbentfilterten und schneeweißen, tieftraurigen und von Regieneuling Tamar van den Dop virtuos inszenierten Geschichte innewohnt ist kaum auszuhalten. Voll poetischer Nostalgie rauscht der Film dank seiner grandiosen Optik, dem Score und den starken Darstellerleistungen beinahe leise und bedächtig an einem vorbei. Wieder so ein Fall von Aufmerksamkeitsmangel der größeren Festivals, wieder muss man einen lauten Seufzer ausstoßen.

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Was gibt es Schöneres als eine als Vampirfilm deklarierte einfache und romantische Coming-of-Age-Geschichte auf so einem nach Monstern und Mythen schreienden Festival?! Der inzwischen allseits bekannte Schwede Let the Right One In erzählt - ähnlich dem oben erwähnten Blind - eine Geschichte von 2 Außenseitern, die in einer feindlichen Umgebung zueinander finden. Oskar ist ein Verstoßener von allen Seiten (geschiedene Eltern, Schulstress, drangsalierende Mitschüler) und Eli braucht trotz humanistischem Profil Blut, dass ihr gealterter Liebhaber (hier nun Vaterersatz) als sich Aufopfernder heran schafft. Die Spannung des sehr leisen, ebenfalls in nüchternen, unterkühlten Bildern eingefangenen Tragiestücks ergibt sich aus den Überlegungen über die Konsequenzen: Was für eine Zukunft hat diese aufblühende Zuneigung zwischen den beiden Kindern? Mit diesem stets über der Geschichte lauernden Gedanken wirkt Let the Right One In wie der große, ernste Bruder von Blind.

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