Sonntag, 26. Juli 2009

Inglorious Basterds vs The Brothers Bloom

Quentin Tarantino, USA/D 2009 vs Rian Johnson, USA 2008

Genau so, mein Junge! vs So Nicht, Sportsfreund!

Postmoderne ist ein schönes Wort und man kann damit viel Schabernack treiben, wild herum reflektieren oder dumm daher labern. Nehmen wir an Quentin Tarantino dürfte sich Vorreiter eines postmodernen Kinos nennen, oder nehmen wir an, es stehe so in diversen Filmgeschichtsbüchern. Gehen wir weiter und bezeichnen Tarantino einfach mal frech als Papa aller kleinen, maßlos-frenetischen Nachkommen und Zöglinge dieses postmodernen Kinos, welches nach Meinung mancher das Kino in respektlosester Art angreift. Schauen wir uns also dieses Konstrukt an, was hier eben kurz skizziert wurde. Nehmen wir es so, dann lässt sich sagen: Quentin Tarantino ist der König einer selbstreferenziellen Coolness, die seit 15 Jahren das Kino wie ein Road Runner durchflitzt.

Dass er quasi nicht nur ein Frühaufsteher im postmodernen Zirkuszelt war, sondern seit jeher auch derjenige ist, der am Besten (als Einziger?) sein Handwerk beherrschte, bewies er immer wieder. Und beweist es noch immer. Dieses Jahr mit Inglorious Basterds, einem Exploiter im Nazideutschland der 40er Jahre. Eine Gruppe GIs wird da ins dritte Reich geschickt um ein paar moralisch einwandfreie Massaker anzurichten. So ungefähr lautet die Storyline, aber eigentlich gibt es da noch viel mehr an Figuren, Geschichten, Momenten.

Dummbratzen sagen: "Ja, genau, da wird doch nur rumgeballert und gesplattert." Dummbratzen wären aber nicht unter genau der Formulierung im Duden zu finden, hätten sie Recht. Der Tarantino ist dies erstaunlich wenig. Er ist viel mehr das altbekannte, pure Geschnattere, mit welchem der Herr so gerne mal ganze ausgiebige Passagen seiner Filme füllt, und welches er sich in unserer Generationen-lancierten Geilheit erlauben kann (160 Minuten Lauflänge). Er ist ganz viel detailversessene Schnickschnackerei. Er ist humorgesprenkelter Pancake. Er ist Kinobessenheit, Frauenfetischisierung, Freude am deutschen Analcharakter und nochmal Filmfieber. Nie spielte ein so großer Teil seines Films im Kinosaal und dem -gebäude.

Erstaunlich an Inglorious Basterds ist vielleicht wie spannend das Werk ist. Sauspannend. Eine Spaßgranate, und dann noch so ein Suspensepaket. Kann mich gerade nicht erinnern, dies schon mal in solcher Eintracht serviert bekommen zu haben. Auch bemerkenswert ist, wie wenig die deutschen Knollnasen stören. Allen voran Christoph Waltz als sadistischer Nazikommandant. Waltz bedankte sich in seiner Dankesrede für den Preis des besten Darstellers in Cannes zuvorderst dafür, dass Tarantino ihm nach 88 (!) zuweilen furchtbaren Verheizungen im Ofen des Fernsehzoos endlich der wahren Profession zugeführt hat. Nicht nur daran sieht man wohl: Gut gemachte Exploitation ist immer noch um Dekaden anständigere und höher wertige audiovisuelle Stimulation als es das deutsche "Qualitätsfernsehen" je im Stande sein wird, liefern zu können.

Tarantino macht in seinem grinsebärenen Schundfilmchen so ziemlich alles richtig, hat die Lacher stets auf seiner Seite und kann sich einmal mehr den Stempel zum postmodernen magician patentieren lassen. Anders da einer seiner Nachfolger, die das Apologetentum leider missverständlicherweise ins Kino getragen haben. Rian Johnson hat schon 2006 mit seinem Kult-Kackerle Brick bei vielen für Missmut gesorgt. Ein kalkuliertes Cooleness-Tableau sahen die Einen, unehrlichen Hokuspokus und eine Verschändelung des Post-Noirs. Die anderen hatten Spaß.

Mit den Brothers Bloom kehrt Johnson nun 3 Jahre später zurück. Adrien Brody und Mark Ruffalo mimen Gebrüder, die als veräppelnde Gauner durch die Lande ziehen. Die tolpatschige Rachel Weisz macht sich da als Opfer nicht so gut, weil sie doch ein bisschen zu süß ist. Anbei haben sie noch ein sprachlose Asiatin, fürs kleine, geile Abziehbild vom Exotenmarkt.

The Brothers Bloom ist postmodernes Gequake der schnöden Art. Der Film gefällt sich in seiner brachialen Antiemotionalität, im Roundhouse-Kick der indifferenten Lethargie, in seiner Koppelung von Kino und Magik, die so behauptet wie für diesen Film unzutreffend ist. Rian Johnson versucht sich als Tarantino-Klon Nr. 157 und ist wieder einmal so uncool und belanglos wie so viele seiner Vorgänger. Glücklicherweise gibt es ja im Kino nebenan Inglorious Basterds. Der läuft nämlich bereits eine Woche früher an.

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