Dienstag, 14. Juli 2009

"Wir geben nochmal kurz nach Deutschland..."

In Sachen Geschichtsaufarbeitung im heimischen Film tat sich die deutsche Filmlandschaft schon immer schwer. Nazifilme sind das Eine, Umgang in der Darstellung der RAF das Andere. Bis heute hat es nur der Petzold geschafft, adäquate Bilder zu finden, Schattenwelt nun wurde im Vorfeld hochgejubelt als der "kleine Film" der den großen Eichinger-Komplex ästhetisch in den Schatten stellt. Das kann man einfach mal glatten Humbug nennen. Connie Walters Film ist furchtbar steriles Kino des herrschenden blaugrauen Filters, ein Unterfangen voller behäbig gespielter Drehbuchphrasen. Die Behauptung alle seien Opfer und drehen gemeinsam kräftig durch bestimmt das bedeutungsschwere Szenario. Eigentlich wirkt der Film über die größte Strecke wie eine Folge Sonntags-Tatort, abgehacktes, blutarmes Einerlei - als ob nicht viel mehr drin gewesen wäre. War es vielleicht auch nicht. Wieder nur ein Armutszeugnis für den deutschen Film, gerade auch weil in solch einem bis zur Atemnot zugeschnürten Filmraum der große Wurf der kleinen, unabhängigen Kinos entdeckt wird.

Deutschland, dein Kindergarten. Wie ekelhaft deutsches Mainstreamkino sein darf zeigt eindrucksvoll Dennis Gansels Verfilmung von der pädagogisch wertvollen 6-klässler Pflichtleseübung Die Welle. Im Dickicht eines stereotypen Geraunes, einer Phrasendrescherei, die schon Fremdscham auslöst und einer so trivialen wie den Zuschauer zum Idioten degradierenden Affekterzeugung zeitigt das Constatin-(Abfall)-Produkt ein TV-Niveau in gelackten Bildern, dass einem speiübel werden kann. So schlecht kann der Roman damals doch kaum gewesen sein, wie er hier umgesetzt wird. Wie der Film schwelgt in der faschistoiden Ästhetik (interessanterweise in der Form der Popkultur), sich auch als Jugendfilm und Generationsabbild der billigsten Sorte versucht, wie er seine vermeintliche Coolness jederzeit aufs Neue behauptet ist schon höchst dreist. Und, auch weiterhin gilt: Knüppel deutsche Geschichte und deren Ausläufer auf die Zuschauer ein, und alles verhält sich ruhig.

Klarer Fall: Andreas Dresen ist immer dann gut, wenn er frei mit seinen Schauspielern umgehen kann, wenn es wenig strukturierte Drehbuchvorgaben gibt, wenn ihm die Möglichkeit gegeben wird einen deutschen Neorealismus mit mentalem Ost-Einschlag heraus zu kitzeln. In Whiskey mit Wodka - seinem bis dato schlechtesten Film - wird dies besonders deutlich. Zwar ist mit Wolfgang Kohlhaase der Schreiberling des einzig gelungenen Gegenbeispiels Sommer vorm Balkon an Bord, doch helfen tut es dieses Mal nicht. Statt dem gewohnt tiefen Einsteigen in die Persönlichkeitsstrukturen seiner Figuren bei gleichzeitiger Wahrung eines herzlichen, aber nie anbiedernden Humors, gibt es hier ziemlich herkömmlichen, deutschen Komödienflair. Mit Henry Hübchen als alternden Abwrack-Star sogar einen gediegenen Altherrengestus, wobei Hübchen den in seinem gekränkten Narzismus stecken bleibenden verloschenen Stern angebracht zu verkörpern weiß. Dresen hingegen bedient auch ein Klischee des Autorenfilmers, nämlich mindestens einen Film über das Filmemachen drehen zu müssen. Dass der Realitätssinn dann nun ausgerechnet bei diesem Werk so sehr auf der Strecke bleibt, spricht wohl für sich.

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