Erschreckend, wofür Al Pacino sich hergibt. 88 Minutes wurde trotz Staraufgebots nicht zu Unrecht fast verschwiegen auf DVD veröffentlicht, ohne jemals die Dunkelheit eines Kinosaals genießen zu dürfen. Drehbuch und Inszenierung bewegen sich auf einem dermaßen tiefen Level, dass einem während des Films ganz schwindelig wird. Die Übeltäter müssen hier benannt werden, um sich vor ihnen in Zukunft schützen zu können: Regisseur Jon Avnet und Bary Scott Thompson (Schreiberling von Großkunst wie The Fast and the Furious oder Hollow Man II und Timecop 2) tun sich hier selbst keinen Gefallen, weil sich solche Stümper damit wohl für immer disqualifizieren müssten. Inkohärenz ist für 88 MINUTES nicht einfach nur ein Wort, es ist sein formalästhetisches Anliegen. Den Überblick verloren, selbstvergessen und hysterisch konstruiert der Film eine dermaßen unglaubwürdige und lächerliche Geschichte, dass ich hier die Frage noch einmal stellen muss: Wofür gibt sich Al Pacino eigentlich alles so her?
Deutsches Kino möchte manchmal gerne sein wie nationale Cinematografien, die sich auch so nennen dürfen. Antikörper (2005) von Christian Alvart würde z.B. gerne Finchers Seven entsprechen und suhlt sich geradzu im modernistisch-zynischen Dekor. Kalt und berechnend steht die Großstadt der ländlichen Unschuld gegenüber. Wenn das Endkapitel dann vollkommen vom Bibelsprüche predigenden Off-Erzähler bedeckt wird, weiß man überhaupt nicht mehr, wie ernst, kritisch oder verkitscht dies alles gemeint sein soll.
Noch einen Zacken schlimmer ist Kalt ist der Abendhauch(2000) von Rainer Kaufmann. Zwischen Nazigräuelkitsch und deutscher Beziehungskomödie kommt das Fremdschämen in Mode.
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