Mittwoch, 3. September 2008

Slam

Marc Levin, USA 1998

Die größte Leistung von SLAM ist vielleicht das Desavouieren des Ghetto-Klischees, wie es "Rap-Filme" im Mainstream nur allzu gerne annehmen und weiterspinnen. Ray Joshua wird gespielt von Saul Williams, einem schmächtigen intellektuellen Youngster ohne Muskeln und Tattooes, dafür mit Grips und lyrischem Talent gesegnet. Der ultrarealistische Film kann nur so funktionieren, mit echten Figuren und echten Emotionen.

Ray Joshua kommt unschuldig in den Knast (soviel Erzählkino muss sein) um sich dann erstmal ein kleines, freundschaftliches Rapbattle mit Momolu Stewart zu liefern. 5 Minuten freestylen die beiden drauf los, während Wand und Töpfe als Beatmaker herhalten dürfen. SLAM versinkt gerne in solchen Momenten und hat dazu alle Zeit der Welt, denn der Film, der den großen Jurypreis in Sundance 1998 gewann, ist selbst ein Freestyle. Ein anderer Moment, in dem er sich ganz im Geschehen verliert ist der starke Augenblick als Ray Joshua sich mit Lauren (Sonja Sohn) - der Knastsozialarbeiterin mit Hang für sensible Typen - im Park streitet. Selten eine so intensiv gespielte Szene gesehen. Der Fahrradfahrer, der zwischen den beiden durchfährt wirkt nicht wie bestellt. Alles bleibt sich hier selbst überlassen.

Es ist also weniger die allseits bekannte Geschichte, die im Kopf bleibt als vielmehr einzelne herausstechende Momente, die den Film definieren. Dass er 10 Jahre nach seiner Entstehung so in Vergessenheit geraten ist und anderen Stylefabrikaten aus der aktuellen Mainstreamkultur weichen musste, ist traurig. Zeit, sich zu erinnern. Wenngleich dies leider viel zu früh geschehen muss.

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