Posts mit dem Label Fantasy Film Fest werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Fantasy Film Fest werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 19. März 2009

Fantasy Film Fest Nights 2009

Lond Weekend - 1978 - ein Ozploitationer von Colin Egglestone. Und ein Film mit dem Blick fürs Detail. Der nicht greifbaren Umwelt geschuldet, vielleicht. Ein Monster gibt es nicht (Die Seekuh? Nee, nicht wirklich), stattdessen Geräusche, Kleingetier, ein schwarzer Schatten im Meer, ein hängender Taucheranzug, ein Pfeil, eine Kippe, eine Flasche, einen Cowboy der wild um sich schießt, einen fortwährenden Ehekrach. Alles schön beobachtet, aber nicht gruselig und keine Filmidee, die 90 Minuten durchhält. Was nicht schlimm ist, nur ein bisschen schade, denn grundsätzlich ist der Grundgedanke toll und findet hier und da auch eine nette Umsetzung (die Musik, einzelne Ideen und Effekte). Hätte man also nur besser machen müssen, vielleicht, wenn es denn daran haperte. Dass dem eventuell nicht so ist, würde dann vielleicht Jamie Blanks Remake von Long Weekend aus diesem Jahr beweisen. Denn dem Film mangelt es beinahe, wenn nicht gar ausnahmslos an denselben Kleinigkeiten. Wieder wirkt alles so seltsam unrund, inkohärent, in die Länge gezogen. Wieder möchte man den Film doch mögen, doch wieder gelingt es nur auf nicht-affektiver Ebene. Wieder sagt man "Schade!" und jetzt kann man nicht mal mehr hoffen, dass es dann vielleicht ein anderes Mal besser gemacht wird.

Meinen zweiten Beitrag der diesjährigen Fantasy Filmfest Nights war mit [font="Arial Black"]Splinter[/font] - und nun halten sie sich fest, meine Damen und Herren - beinahe Gleiches vorzuwerfen (machen wir nicht, sowas) wie dem Aussi: Trotz perfektem Kammerspielambiente (Tankstelle) kommt irgendwie kein rechtes Licht in die Sache. Und das kann man getrost so sagen, denn leider merkt man dem "Film mit einer schönen Idee" (schon wieder Selbstzitat) an, dass er nicht allzu viel Geld übrig hatte. Gerade die bösen Szenen sind doch ziemlich hingehunzt bzw. so im Dunklen verborgen oder herangezoomt, dass man ihnen nichts mehr abgewinnen kann. Bleibt schon wieder nichts weiter übrig, als dieses blöde "Schade!"

Sonntag, 8. März 2009

Fantasy Film Fest 2008 # 7

2 x Frankreich: Crossfire ist ein solider französischer Copthriller, der mit einer feinen Assault on Precinct 13 Hommage - einem schön anzuschauenden Shootout - endet. Der französische Silence of the Lambs heißt Melody's Smile und kommt einige Jahre verspätet könnte man meinen. Auch bei diesem Profiler-Thriller solides Handwerk an vorderster Front. Besitzt ein gut getimetes Ende, wenngleich sich stets zu augenscheinlich fleißig von den Vorbildern bedient wurde.

+++

Ein Film wie der griechische (dort gibt es eine Filmindustrie?) Tale 52 hat es bei so einem Festival schwer. Der Body Cinema Psychotrip ist schwere Arthousekost mit Sorgenfalten auf der Stirn, und nicht so wirklich massenkompatibel. Arthouse wollte irgendwie auch das seltsame Remake von Sasori sein - Als hätte eine Wong Kar Wai Epigone einen B-Movie im vollkommen neuen Gewand nachgedreht.

+++

Was vom Sommer übrig blieb? Summer Scars - der britische Low-Budget-Jugend-Krimi. In der Ästhetik eines Filmhochschulabschlussfilms. Seltsam. Ideenlos. Downloading Nancy in bewährter Sundance-Optik mit provokantem Thema, dass alles in allem aber solide und unaufgeregt umgesetzt wird. Kein Grund zum Feiern, keiner zum Ausrasten.

Montag, 2. März 2009

Fantasy Film Fest 2008 # 6

Wer hat es jetzt nicht in die begehrten, ersten 5 Einträge geschafft?

Zum Einen wäre dort Mirrors zu nennen. Zu dem könnte man jetzt lange Abhandlungen schreiben, wie man als talentierter Regisseur eben keinen solchen Film in Hollywood drehen sollte. Oder man beschwert sich nur kurz darüber, dass Alexandre Ajas Neuster zwar gründlich und überzeugend inszeniert sein mag, sich aber doch nur uralter Motive bedient, ohne dem Geisterhausgenre etwas hinzuzufügen. Hollywoodhorror pur, die Brutalität der Morde wird schnell ausgeglichen durch Sutherlands starkes Familien-Erretter-Motiv. Die Auflösung aus dem übernatürliche Verschwörung vs Schizophreniekonflikt kennt man nun auch schon.

+++

Hier im zusammengekratzten Rest zu erscheinen, bedeutet aber bitte schön nicht automatisch großer Mist gewesen zu sein. Ich kam in das Vergnügen die Manga-Spielerei Afro Samurai gleich zweimal sehen zu dürfen. Der feine Genremix aus asiatischen und afroamerikanischen Motiven zeigt das Leben als steten Kampf, das Spektakel benötigt keine Narration und verliert sich in den vorbei fliegenden Bildern. Da die Chose mit der Zeit ziemlich monoton wird, muss man sich erbauen am - von Wu-Tanger RZA beigesteuerten - Score und der grimmigen Attitüde, die Afro Samurai doch äußerst sympathisch dauerbelebt.

+++

Ole Bornedal zeigt sich nach einigen Jahren auf Tauchgang wieder gleich mit zwei Filmen. The Substitute habe ich noch nicht gesehen, Just Another Love Story auf dem Festival. Der stark überkonstruierte Neo-Noir bewegt sich zunächst technisch noch im Zickzack, wird später dann aber inkohärenter Weise ruhiger. Seine Schauspieler (Nikolaj Lie Kaas) sind ihm übergeordnet wichtig, dass schon (wieder) etwas Hollywoodflavour aufkommt. Er besteht auf den emotionalen Impakt, den seine versponnene Story aber nicht mehr her gibt.

+++

Der koreanische Abschlussfilm The Chaser ist ein opulentes Narrativik-Kaleidoskop, düster, virulent, böse. Ein enthusiastischer Drehkreisel, der hier und da an Schwung verliert in seinem Bestreben traditionelle Plotlinien zu durchbrechen, doch am Ende eindrucksvoll zurückschlägt, indem er - ganz altmodisch - die Tragik am klassischen Schuldmotiv entfaltet.

Sonntag, 1. März 2009

Fantasy Film Fest 2008 # 5

Dieses letztjährige Fantasy Filmfest wäre nicht fertig besprochen ohne Mad Detective erwähnt zu haben. Johnnie To und Wai Ka Fai erzählen die Geschichte eines schizophrenen Cops in subjektiver Perspektive. Das wilde Unterfangen gelingt überraschenderweise, dank der Stilsicherheit mit der die beiden Regisseure das Genre des Hong Kong Cop Thrillers perspektivisch neu formatieren. Der Gestus eines postklassischen Noirs trifft auf eine tragische Komödie, welche sich dank der liebevollen Annäherung der Macher an ihre Figuren entwickeln darf. Trotz des durchweg angenehmen Tons lässt sich der schreiende Pessismismus, den der Film transportiert, nicht unterkriegen. Technisch versiert, audiovisuell brillant und äußerst experimentierfreudig endet der Schelm in einem Oldschool-Spiegel-Shootout, welches den unerwarteten Reißer letztlich angemessen abrundet.

+++

Dieses letztjährige Fantasy Filmfest wäre nicht denkbar ohne den Festival-Radikalo Martyrs. Pascal Laugiers Versuchsanordnung im Folterfilm-ABC heutiger Tage ist echtes Körperkino, ein Brecher, blutig, aber nicht laut; schockierend, aber kein affektheischendes Kino. Er kennt seine Vorbilder der jüngsten Vergangeheit und wendet sich doch von ihnen ab. Ein banales Gut-Böse-Schema wird nicht aufgemacht, an einer reinen Rachegeschichte ist es ihm nicht gelegen. Vielmehr bricht er diese, indem er auf Anti-Karthatische Weise eine Erzählrichtung wählt, die trotz der narrativen Verästelungen der - so scheint es manchmal - etwas desorientierten Geschichte, unangenehm ungebrochen auf den Zuschauer losgelassen wird. Martyrs erzählt zunächst von Traumata und Schizophrenie, schaut im Mittelteil in den "Keller" der mittelständischen, glücklichen Familie und beendet sein Szenario mit einem kaum noch reflektierbaren, stoischen Spiel des "torture porn", dessen Begrifflichkeit sich hier so beileibe nicht mehr anwenden lässt. Ob das nun sehr abgefeimt oder zynisch ist, mag ich gar nicht beurteilen. Ein Film, der einen in der Ratlosigkeit zurück Gebliebenen zur Zweitsichtung auffordert.

+++

Das letztjährige Fantasy Film Fest bekam einen hübschen Schub auch durch einen kleinen, bösen Briten: Donkey Punch von Oliver Blackburn beginnt als stylischer Trip in jugendlichen Hedonismus. Drei schicksenhafte Mädels und drei schnöselige Machos machen einen Trip auf einer Yacht vor der Küste Mallorcas. Drogen, Sex und Musik machen dem vergnügungssüchtigen Publikum Spass, so lange bis die unangenehme Realität einbricht. Der Film wendet sich vom Videoclip zum hysterischen Szenario, in dem es heißt: Hier denkt jeder nur an seine eigene Haut, das Tier Mensch wird zum unberechenbarsten Gegner, alles endet in Mord- und Totschlag wie es schon die Bibel predigt. Auch wenn der Film nach seinem geschickt bedienten Affirmations-/Kritikdualismus am Ende in purer Metzelei untergeht, macht er in seiner Kammerspiel-Dystopie doch Sinn und hat tatsächlich mehr zu erzählen als der durchschnittliche Genrevertreter.

+++

Das letztjährige Fantasy Film Fest wäre nicht, was es war, gäbe es da nicht diesen Geheimtipp, den sich irgendwie niemand angesehen hat. Noch so ein kleiner Brite, und noch so ein Kammerspiel, dass einen gesamtgesellschaftlichen Moment erfasst. Sehr reduziert und fokussiert auf sein Anliegen erzählt Senseless die Geschichte eines Mannes, der von maskierten Kidnappern in einem weißen, leeren Raum gefangen gehalten wird, und tagtäglich Gliedmaßen verliert, muss mit seinem Körper buchstäblich für die Weltpolitik seines Landes, der USA herhalten. Dem exploitativen Gestus Politik mit Horror, Folter und Ekel zu verbinden, liegt weitaus mehr inne als man es vom Papier her annehmen könnte. Simon Hynd geht es um ideologische Grabenkämpfe und gefühlskalten Antihumanismus, der sich in der Verteidigung vermeintlich richtiger Werte Bahn brechen kann. Im Grunde genommen handelt es sich bei Senseless um eine Skizze eines modernen Terrorismus, funktional eingebettet in einen schockierenden Erzählartefakt.

Freitag, 27. Februar 2009

Fantasy Film Fest 2008 # 4

Was gibt es Schöneres als eine bitter-böse Sozialdystopie auf einem stets dem fiesen Grinsen verschriebenen Festival wie diesem?! Der Däne How to get Rid of the Others bleibt nur im allerätzendsten Sarkasmus erträglich. Der rotzfreche Roundhousekick spielt die Stammtischparolen durch und erstellt ein Szenario, in welchem die BILD nichts mehr zu schreiben hätte, würden ihre Empörungen doch standesgemäß Konsequenzen nach sich führen: Sozialschmarotzer und solche, als welche die Masse der Gesellschaft sie brandmarkt (Behinderte, Alkis, Künstler) werden in Schulgebäude interniert und per Schnellprozess zum Tode verurteilt, so sie denn den Staat mehr kosten, als sie ihm einbringen. Schluss mit dem Gerede, jetzt unternimmt der Staat mithilfe seines Militärs endlich einmal etwas. Anders Rønnow Klarlund schaffte in seinem zwischen Zynismus und Erschrecken pendelndem Werk den vermutlich schockierensten Film des ganzen Festivals. Rezeptionstechnisch immer wieder interessant zu beobachten, wie das Publikum herausgefordert wird, und solch einem ehrlichen Werk nicht standhalten kann, seine innere Unruhe bekämpft, indem es viel zu häufig in selbstberuhigendes Gelächter ausbricht. Dem monströsen Screenplay, welches den Grundgedanken ideenreich ausformuliert, lasten ein paar Fussel an, Spielereien, Komödiantisches, Überzogenes. Nichtsdestotrotz findet sich in How to get Rid of the Others eine politisches, durchaus sehr ernst gemeintes Anliegen, welches eine größere Bühne verdient hätte.

+++

Was gibt es Schöneres als einen kitschigen Liebesfilm auf einem vornehmlich dem Nerdtum verschrieben Festival wie diesem?! Der belgisch-niederländische Blind erzählt ein Märchen über 2 Außenseiter, die zueinander finden und sich doch über gesellschaftliche Barrieren, Normvorstellungen und das eigene niedrige Selbstwertgefühl hinwegsetzen müssen, um zu ihrem eigentlich so einfachen Ziel zu gelangen. Ruben ist blind und wird von der Albino Marie als Hausmädchen gehütet. Als er nach einer Augenoperation wieder sehen kann, flüchtet Marie aus Angst nun die Liebe zu verlieren. Das Selbstzerstörerische, was dieser altmodischen, farbentfilterten und schneeweißen, tieftraurigen und von Regieneuling Tamar van den Dop virtuos inszenierten Geschichte innewohnt ist kaum auszuhalten. Voll poetischer Nostalgie rauscht der Film dank seiner grandiosen Optik, dem Score und den starken Darstellerleistungen beinahe leise und bedächtig an einem vorbei. Wieder so ein Fall von Aufmerksamkeitsmangel der größeren Festivals, wieder muss man einen lauten Seufzer ausstoßen.

+++

Was gibt es Schöneres als eine als Vampirfilm deklarierte einfache und romantische Coming-of-Age-Geschichte auf so einem nach Monstern und Mythen schreienden Festival?! Der inzwischen allseits bekannte Schwede Let the Right One In erzählt - ähnlich dem oben erwähnten Blind - eine Geschichte von 2 Außenseitern, die in einer feindlichen Umgebung zueinander finden. Oskar ist ein Verstoßener von allen Seiten (geschiedene Eltern, Schulstress, drangsalierende Mitschüler) und Eli braucht trotz humanistischem Profil Blut, dass ihr gealterter Liebhaber (hier nun Vaterersatz) als sich Aufopfernder heran schafft. Die Spannung des sehr leisen, ebenfalls in nüchternen, unterkühlten Bildern eingefangenen Tragiestücks ergibt sich aus den Überlegungen über die Konsequenzen: Was für eine Zukunft hat diese aufblühende Zuneigung zwischen den beiden Kindern? Mit diesem stets über der Geschichte lauernden Gedanken wirkt Let the Right One In wie der große, ernste Bruder von Blind.

Freitag, 6. Februar 2009

Fantasy Film Fest 2008 # 3

Talking about Trash: Wenig Gutes gab es da zu berichten. Gefallen hat der überschwenglich-überbordende 36 PASOS aus Argentinien. Ein Low-Budget-Digital-Sonnengemüt, dass zwischen funktionsuntüchtigem Slasher, blendend gelaunter Daily Soap und Softsexsatire seinen ganz eigenen Weg geht. Nichts als ungewollter Trash war für meine Begriffe auch der zweite Opener des Festivals in meiner Stadt AN EMPRESS AND THE WARRIORS. Der Chinese ist ein hochkitschiger, pathetischer Low-Budget-Hochglanz, der die ewige Liebe, Heldenverehrung und Stolz herausstellt und dabei primitiv zwischen kinderfreundlichem Familienfilm, Bollywoodkitsch und Hollywoodpopanz tänzelt, dass es vor unfreiwilliger Komik nur so spritzt.Ein ganz unorigineller Versuch das zu toppen machte IT'S ALIVE, ein furchtbar biederer und lahmer Fötenhorror, der nach 70 Minuten Langeweile - wohl vor allem aus eigenem Unvermögen - erst entscheidet trashig zu werden. Na dann, Prost Mahlzeit. Einer, der es da schon ernster meint mit seinem Spassfaktor ist DANCE OF THE DEAD, Kinderquatsch mit Michael für die Nachtschiene, in Ironie getunktes Klischeetheater. In die gleiche Richtung streckt sich der Niveau-Bungee-Athlet THE RAGE. Und dann noch Grütze ohne Geschmack: LADY BLOOD, furchbarer mit Gore versetzter Krimi auf Tatort-Niveau. Kommt davon, wenn man einen Film einlädt, den das Festival selbst vorher nicht gesehen hat.

+++

Kommen wir zum gehobenen Trash. JACK BROOKS: MONSTER SLAYER. Durchaus mit anzusehen, wie die Monster im Schulflur zur Strecke gebracht werden. Hat immerhin keinen "Haha"-Anspruch, den er dann nicht einlösen kann, sondern will nicht mehr sein als nette Actionunterhaltung. MY NAME IS BRUCE - Naja, vielleicht noch so ein wenig rustikaler Charme, aber eigentlich leider nur ein laues Lüftchen. Der andere Selbstreferenzo, von dem das ganze Festival sprach und der dann final auch den Fresh Blood Award mit nahm: J.C.V.D natürlich. Jean-Claude van Damme im Dickicht seines eigenen Mythos. Präsentiert und einen nicht so ganz stimmigen Mix aus Gaunerkomödie und selbstreferentiellem Trockenhumor, wobei Zweiteres funktioniert und den Film goutierbar macht. Van Dammes improvisierter Monolog in der Mitte des Films kann in seiner offensichtlichen Ehrlichkeit sowohl als lächerlich oder auch aufrichtig gesehen werden. Aber doch lieber positiv besetzten das Ganze. Haben sie sich verdient, unsere Muscles from Brussels.

+++

2 Filme außer Trashkonkurrenz: Dario Argentos MOTHER OF TEARS Meinte ich der Monster Slayer wäre der beste Trash des Festivals? Falsch, natürlich ist Argentos okkulter Kindergrusel noch amüsanter. Höhepunkt: Udo Kier als der Geistliche Johannes. Hab zugunsten einer etwas günstigeren Nahverkehrsanbindung dennoch auf die letzten 20 Minuten verzichtet. Sorry, Dario! bis dahin aber schon unvergleichlich. Dem obszönen Assi-Brett MUM & DAD hingegen fieberte ich wild entgegen und wurde enttäuscht. Leider zu uninspirierte Umsetzung eines Themas aus dem man mehr hätte machen müssen. Manchmal einfach nur auf billigen Effekt (=Ekel) setzend, versuchen die Macher sich an einer Satire - ein Vorhaben, welches nur streckenweise gelingt - und befördern damit auch die Distanz zwischen Figuren und Zuschauer. Am Ende bleibt nicht mehr als der Eindruck eines bizarren Low-Budget-Meuchlers im Stile eines Neighborhood Watch vom FFF 06.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Fantasy Film Fest 2008 # 2

Wenn sich das Fantasy Film Fest noch immer als vornehmliches Genrefestival versteht, dann erwartet man allerdings auch den einen oder anderen wirklich anständigen Beitrag vor die Augen zu bekommen. So ganz Aussieben lässt sich bei 70 Filmen der Schrott ja nie, aber umso größer ist die Freude, wenn dann mal wieder eine kleine Perle reinster Genreliebe an Bord ist. In 100 FEET spielt Famke Janssen eine frisch frei gekommene Frau, die eine Weile im Knast saß, weil sie ihren brutalen Cop-Ex-Mann umbrachte. Der trachtet ihr im alten Ehe-aka-Spuk-Haus nach dem Leben und dumm nur dass sie die Auflage hat sich nicht weiter als 100 Feet von eben diesem zu entfernen. Neben dieser Panic Room meets Geisterhaus-Geschichte ist 100 Feet auch ein großes Stück Geschichte über Trauma und Traumabewältigung. Die erste Einstellung gleitet alsdann von einem Riesenfriedhof zur New Yorker Skyline, selbstredend ohne die beiden Türme. Da heutzutage kaum mehr ein Film ohne eine starke Frauenfigur auskommt, sehen wir Milf Janssen kämpfen ("This is my house!"), sich ein Post-Noirsches Spielchen mit dem Ex-Partner ihres getöteten Ehemanns Bobby Cannavale liefern und als "next step in life" den Nachbarsjungen verführen. Dessen Todeskampf mit dem gehörnten Geist des Hauses gehört auch zum Eindrucksvollsten und Brutalsten, was ich dieses Jahr auf der Leinwand zu sehen bekam. Das feurige Ende von Eric Reds Grusel-Mix ist dann zwar etwas over the top, aber das stört nicht mehr nach 100 Minuten bester Unterhaltung.

+++

100 Feet sollte man sich beim diesjährigen Festival auch nicht vom Gelände wagen, denn was einen da hinter dem Kinopalast erwartete war der passende Grusel zum im Kino dargebotenen. Überall existieren ja die "urban legends" über die Wäldchen, in welchen Homosexuelle sich wortlos und zumeist unverabredet zum rein körperlichen Liebesakt treffen. Ich nun meinerseits gehe in den Pausen zwischen den Filmen gerne ein wenig frische Luft schnappen und da ist der Park hinterm Kino geradezu perfekt geeignet. So kam es dann auch, wie es kommen muss und ich konnte interessanten Schauspielen beiwohnen. Nicht falsch verstehen, man lasse jedem seine schmutzigen kleinen Geheimnisse. Nur, umso häufiger und umso länger man dort sitzt, desto größer die Wahrscheinlichkeit ungewollt bald selbst Teil der Vorgeplänkel zu werden. Raus in den Busch, rein in den Busch, wieder raus und nochmal gucken ob der junge Mann auf der Parkbank (moi) nicht doch mit in den Busch will. Höhepunkt war dann ein älterer Herr, der es schaffte innerhalb von 5 Minuten acht Mal an meiner Bank vorbei zu gehen mit klaffend großen, geifernd gaffenden Augen. Erst ein "Nee, danke" meinerseits konnte die Szene dann auflösen. [CDU-Modus on]Nicht mal im Park hat man mehr seine Ruhe vor diesen Gestalten[CDU-Modus off]

+++

Ein weiterer von mir mit freundlichem Lächeln bedachter Zeitgenosse war der Opener EDEN LAKE, der das Festival zugleich gebührend einleutete. Nachdem der Film von allen erdenklichen Seiten ja gebasht wurde, musste ich schon meine Stirn runzeln, die Verrisse allerorten konnte ich aber kaum nachvollziehen. James Watkins Backwood-Horror ist ein kleiner, äußerst pessimistischer Genrefreund, der das in England aktuelle Thema der Jugendgewalt thematisiert und gleichzeitig die Frage aufwirft, wer denn hier Angst hat vorm "white trash". Anstatt nun aber die bösen Kids gegen die guten Urbanistas abzugrenzen, greifen diese - ganz dem klassischen Revenge-Motiv - selbst zur Brutalität als Gegenmittel. Tier bleibt eben Tier und die zivilisatorischen Errungenschaften bleiben auf der Strecke. England bleibt sprichwörtlich im Reifen stecken und wird von überbordendender Gruppenaggression zunichte gemacht - das schwächste Glied in der Gruppe der Jungs wird von diesen mit Benzin übergossen und verbrennt. Unter dem tierischen Schild der Aggression strukturieren sich Hierarchien. Wie bei 100 Feet braucht es dann hier auch die starke Post-Feministin, die ihren im angriffslustigen Akt für das Desaster verantwortlichen Mann blutig verteidigt. Das Ende ist dann nochmal ein brachial-pessimistischer Draufhauer und lässt auch die 20 Liebeskitsch-Minuten aus dem Mittelteil vergessen, welche den Film kurzzeitig aus der Bahn geworfen haben.

+++

Und noch ein Genrefilm der stärkeren Sorte: THE STRANGERS ist ein Terrorfilm par exellence. Pärchen wird im Haus von drei maskierten Unbekannten beobachtet und dann gemächlich nach und nach verängstigt. Feinstes Affektkino, in welchem nach sich Zeit nehmendem Spannungsaufbau der Hammer vollends zuschlägt. Bryan Bertinos Film lotet geschickt sein Raumgefüge (Haus, Vorhof, Wald) aus und spielt mit der nötigen Eleganz aus Zeigen und Nicht-Zeigen mit den Unsicherheiten seines Publikums. Affektkino, die Zweite - HUSH - Ein ebenso gelungener Genrevertreter wie The Strangers mit den gleichen Schwächen, über die man hinwegblicken muss. Eine kleine - leicht Dueleske - Abhandlung über menschlichen Egoismus, die gegen Ende aber nicht vertieft wird. Wird den Erwartungen aber durchaus gerecht.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Fantasy Film Fest 2008 # 1

Besser viel zu spät als nie. Eine kleine Nachbetrachtung des Fantasy Film Fests des letzten Jahres, denn 8 geschlagene Tage im Kino zu sitzen ohne daraus dann ein wenig Wortsalat zu basteln ist ja doch ein wenig unverschämt.

+++

Ein dezenter Hinweis genügt - mancherlei Filme sah ich bereits im Vorfeld - Shiver und Transsiberian auf der Berlinale, The Art of Negative Thinking gesondert, Waltz with Bashir nun bereits ein zweites Mal.
Zur Waltz Sichtung auf dem Filmfest aber noch soviel: Ich hatte das grandiose Unglück hinter mir zwei höchst uninteressierte, filmapathische und unsensible Zeitgenossen im Rücken zu haben. Wer den Film kennt weiß ja, das die Endsequenzen Magengrubenschaufeln der heftigen Art sind. Wer diesen Bildern nun zynischst manipulative Wirkung zuschreibt oder sie gar den kompletten Film verneinen sieht, der würde damit wohl kein Problem gehabt haben - die beiden Herren hinter mir tauschten sich jedenfalls eifrigst über ihre Abendgestaltung und Zeitpläne aus und, obwohl ich ein Verfechter eines gelassenen Umgangs miteinander im Kinosaal bin (Böse Blicke bringen mich meist zum Schmunzeln), war das doch zuviel des Schlechten. Blöd nur, dass einem ja gerade die Spucke, als selbstverständlich auch die Worte wegbleiben in solch einem Moment.

+++

Enttäuscht ist man in solchen Situationen vom Menschen an und für sich. Fragen drängen sich auf. Warum geht der Großteil des Volkes eigentlich ins Kino, wenn die Sensibilität für Kunst gleich null ist? Kino gilt heutzutage als Beschäftigungsangebot gleich neben ins Freibad gehen und Eis essen. Jeder tut's. Schön ist das, und doch befremdlich, weil so viele Laien hineinströmen in die Säle und irgendwie stets "einen anderen Film schieben" als derjenige, der dort gezeigt wird. Oder irgendwie nur verdutzt sind und mehr als den Inhalt und ein "irgendwie interessant" dazu nicht abgeben können. Zu Hause wartet ja auch wieder der Abwasch und der Film ist schneller vergessen als politische Missetaten von hochrangigen Amtsträgern.

+++

Aber glücklicherweise gibt's ja auch Ausnahmen. José aus Mexiko ist eigentlich Informatiker und gibt seine gesamte Freizeit und das gut verdiente Geld für Filme und Kino aus. Wir schauen gemeinsam den Midnight Meat Train. Ein Film, wie er auf dieses Festival gehört. In schicker Videoclipästhetik ("Jeder shot ein Foto!") und Game-Optik verfolgt Butcher Vinnie Jones unseren Protagonisten, der sich als Fotograf seinem Objekt der Begierde annähert, und diese Tatsache am Ende auch den Trieb zur dunklen Seite überstrapazieren lässt. World's gonna mad. Und dem Individuum kann's ob seiner aggressiven, zivilisatorisch verdeckten Aura nur recht sein. Zuvor erstrahlt der Butcher im hellen Licht der kleinen Kamera. Als Mittelpunkt gefällt er sich, obwohl das Spiel für beide Seiten doch so gefährlich ist. Voyeurismus gehört eben zum menschlichen Geschäft. Auf der Strecke bleibt da nur die Liebe zum holden Weibe, dass es hier ausnahmsweise einmal nicht schafft den Mann in die heilere, warme Welt zurückzuführen. Stattdessen wird sie anal penetriert und am Ende umgebracht. That's life.

+++

Ryûhei Kitamura inszeniert diese oldschoolig anmutenden Blutleckerei ziemlich postmodern, doch das trägt nur zur angenehmen Kurzweil bei. Der Film ist ein wirklich süßer Bastard und feinste Genrekost. Das konnte man von vielen anderen Slashern und Blutklauberern nicht sagen. Der amerikanische XII stellte sich beispielsweise als Rebell in Turnschuhen heraus. Billigste DV-Ästhetik und ein dramaturgisches Desaster auf dem Niveau einer Daily Soap. Auch der Minimal-Versuch Shuttle leidet an einer zerfahrenen Grundausstattung. Ein schmächtiger Busfahrer kidnapped 5 Jugendliche im Shuttlebus. Und die kommen da nicht frei? Das Ende und sein hübsches Anliegen retten den Film nicht mehr, machen ihn aber zur immerhin besseren DV-Kost. Und nochmal Australien: Dying Breed ist ein gradlinig haushaltender Backwood-Slasher. Immerhin keine "Ich zeig dir mal wie Low-Budget ich bin, Digger" Nummer. Dafür aber auch nicht wirklich inspirierend.