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Dienstag, 21. Oktober 2008

Der Jörg Haider ist, Entschuldigung, war ein Illusionist, der eine ganze Region Österreichs mit seiner übermenschlichen Aura verzaubert hat. Sogar die Jungs. Edward Norton spielt nun in The Illusionist einen durchaus sensibler konnotierten Magier, der mit seinen Zaubershows niemanden etwas Böses will. Und doch strebt er nach und nach und insgeheim den Machtsturz des Despoten Österreichs an (Hoppala, nu schlägts aber Haider!). Der hat die ihm vom Schicksal zugestandene Frau (die alte himmlische 7th Heaven Hupfdule Jessica Biel) geklaut und ermordet sie dann auch noch im eifersüchtigen Wahn. Jetzt wird The Illusionist sogar mal spannend. Leider nur für einen kurzen Augenblick. Denn Magier Norton erweckt seine Liebste auf der Bühne als zarten Windhauch kurzzeitig zum Leben. Die Abhandlung über Tod, Trauer und Zwischenwelten bleibt aber dann doch aus, und der Mystery-Krimi zieht seine gewohnten Kreise. Noch zu erwähnen: Paul Giamatti als einzige halbwegs mehrdimensionale Figur, der die altbekannte Wandlung vom untergebenen Dienstleistungsausführer des Kronprinzen und Hobbymagier zum Gerechtigkeit waltenden Organ durchmacht.

Noch ein Stückchen behäbiger und gemächlicher geht es in Paul Schraders Eierschaukler The Walker zu. Woody Harrelson spielt einen Mann, der ältere Frauen der High Society begleitet. Warum er das kann? Weil er ein richtig schön schwuler Schwuler ist. Irgendwann nutzen ihn die Damen in einem recht unspektakulären Krimiplot dann aber doch aus, und Schrader - das wird schnell klar - geht's hier um den tiefen Fall einer Person, die zuvor aufrechter im Leben stand, als Dolly Busters Nippel in den 90ern.

Oi! Oi Oi! Tim Roth zieht eine beängstigende Fresse wie ein wildgewordener Köter in Alan Clarkes Made in Britain, in welchem diverse Sozialpädagogen 70 Minuten lang versuchen dem notorisch zerstörungswütigen Roth die Flausen auszutreiben. Höhepunkt bildet ein 10 minütiger Monolog eines der es doch nur gut meinenden Beamten, der dem teuflisch dreingrinsenden Roth in lakonischer Manier vor Augen führt, wie sein weiteres Leben verlaufen wird, wenn er seine hakenkreuztätowierte Glatze nicht klar bekommt. Der 16-Jährige macht weiter und landet in den letzten 3 Minuten des Films tatsächlich im Knast. Ein kurzer Schlag mit dem Gummiknüppel verdeutlicht dem angry young man die Situation - zwischen kindlicher Angst und tobendem Hass erstarrt Roths Gesicht in der letzten Einstellung.

Dienstag, 17. Juni 2008

The Incredible Hulk

Louis Leterrier, USA 2008
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Das Hulk-Franchise ist sicherlich eine der spannendsten Comic-Serien, die eine mediale Wandlung durchgemacht haben. Nach der TV-Serie aus den späten 70ern und frühen 80ern, die sich bis in die Mitte 90er noch hoher Pupularität erfreuen durfte, holte man 2003 mit dem ersten Kinofilm - einer durchaus gelungenen, sehr eigenartigen und doch einer Comicvorlage unheimlich gerecht werdenden Verfilmung vom Arthouse-Ästheten und perfektionierten Melodramatiker Ang Lee - den Mythos zurück auf die Leinwand.

Verwunderlich ist nun, dass man sich nach dem mäßigen finanziellen Erfolg des Films nochmals an den Stoff gewagt hat. Als Hollywoodskeptiker konnte man nicht annehmen, dass eine Linie beibehalten würde, die einer ernsthaften Auseinandersetzung treu bleiben würde, zudem mit Louis Leterrier ein relativ unbekannter Regisseur (lediglich das Actionvehikel TRANSPORTER 2 geht bisher auf seine Kappe) als Frontmann eingesetzt wurde.Umso überraschender das Ergebnis: THE INCREDIBLE HULK ist ein praktisch durchweg gelungenes Stück Blockbusterkino, weitgehend anders als Ang Lees Version (sicherlich auch was Massenkompatiblität angeht), und doch ansprechend und enthusiastisch inszeniert. Die Liste der positiven Auffälligkeiten ist lang: Allein die rasante Anfangssequenz in den Straßenschluchten Rio de Janeiros zeigt, dass die Macher etwas von Körper- und Affektkino verstehen. Edward Norton als gebrochener Mann ist ideal besetzt, ein grandioses Bild beispielsweise wie er auf den Straßen der dritten Welt bettelnd um Geld zum Überleben kurzzeitig sein Dasein fristen muss (ein verhungernder Superheld, wo hat man das schon gesehen?). Die Liebesgeschichte erstreckt sich minutiös detailiert über weite Passagen des Films, Leterrier ist sein Werk nicht zu schade melodramatische Töne heftig anzuschlagen (eine Gemeinsamkeit mit Lee).

Weiter geht's mit dem offensichtlichen Antimilitarismus, der konsequent durch den Film getragen wird. Die subversiven Betätigungsfelder finden ihren Höhepunkt im "Endgegner", einem zum ehrgeizigen Supersoldaten mutierten Anti-Hulk (Tim Roth), der im Moment der absoluten Macht alles und jeden tötet.

Nochmal der enttäuschende, herzlose Vater (auch das bekannt aus Lees Film), und am Ende ein doppelter Gimmick: Zuerst der notwendige Rückzug des Helden (in der wuseligen Masse eines Großstadtmolochs klappte es nicht, nun ist es die Wildnis als Einzelgänger), und nein, selbst buddhistische Yogaübungen können das Innerste nicht zurückhalten. Dann kurz vor dem Abspann noch angedeutete Heldencocktails, auch die exzellente Musik und der Gastauftritt von buddy Lou Ferrigno sei noch erwähnt. Ja, THE INCREDIBLE HULK ist gelungen und lässt die Franchise zur vielleicht vielseitigsten und stärksten in Sachen Comicverfilmungen werden.